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Beitrag
von holytux » 04.04.2012, 20:12
Werter Adler,
leider bist du auf meine beiden konkreten Anfragen nicht eingegangen. Vielmehr flüchtest du dich jetzt wieder in Allgemeinplätze und erklärst geschwind jegliche diesbezügliche Auseinandersetzung zur Glaubensfrage.
Gleichzeitig vergisst Du nicht zu erwähnen, dass jeder einigermaßen aufmerksame Leser zu deinen Schlussfolgerungen kommen müsse.
Mit dieser Annahme liegst du nun völlig daneben. Ich denke, wir wissen beide, dass es durchaus aufmerksame Leser gibt, die etwas mehr Sachverstand an den Tag legen, als interessierte Laien wie unser einer.
Da sind wir dann nämlich nicht mehr bei Glaubensfragen, sondern einfach bei nüchterner wissenschaftlicher Analyse. Da wäre beispielsweise zum so genannten Rachegott des Alten Testaments festzustellen:
„Entgegen einem verbreiteten Vorurteil dass das Thema Rache (als menschliches und insbesondere göttliches Handeln) typisch für das Alte Testament, hingegen das Thema Liebe typisch für das Neue Testament sei, ist festzustellen, dass die Belege für das Wortfeld Rache entsprechend dem Umfang beider Testamente statistisch gleichmäßig verteilt sind.
…
Das bereits in Lev. 19, 17f. formulierte Racheverbot und das Gebot, das Böse durch das Gute zu überwinden, wird von Jesus ausdrücklich aufgenommen und mit dem Zentrum seiner Gottesbotschaft verbunden (Mt. 5,43-48). “ *
Dort, wo wirklich aufmerksam gelesen wird, lässt sich auch immer der über allem stehende Kontext erkennen, der nämlich in erster Linie etwas mit Gerechtigkeit, mit Befreiung, und auch - mit Gericht zu tun hat, immer unter Berücksichtigung DAMALIGER Verständnisse und Wortbedeutungen.
Und auch der einigermaßen gebildete und interessierte Laie kann sich informieren, wie heute bestimmte alttestamentliche Erzählungen zu verstehen und historisch einzuordnen sind:
„Eine Landnahme Israels, wie das Buch Josua sie schildert - als einziger Feldzug eines Zwölf Stämme Volkes mit Vernichtung aller Landesbewohner - hat es niemals gegeben.“**
Wenn also heute über derlei Texte nachgedacht wird, kann man dies seriös tun, und sollte nicht, nur um sein volkstümliches Schwarzweißmodell zu rechtfertigen, mit Schmalspurfundamentalismus argumentieren.
Wie ich auch schon in einer ähnlichen Diskussion in einem anderen Thread feststellen musste, entziehst du dich durch eine fest zementierte, wenngleich völlig abwegige Leugnung der untrennbaren jüdisch-christlichen Glaubens- und Heilsgeschichte jedem sachlichen Disput.
Dein Jesus hat keine Ecken und Kanten, sondern wirkt eher wie ein Plüschhase. So richtig schön zum lieb haben.
Vielleicht solltest du selbst das Neue Testament mal ganz aufmerksam lesen.
Frohe Ostern
*LThK Bd.8 S. 408, Herder 1999
**Norbert Lohfink: Große Bibeltexte neu erschlossen, Herder 1999 S. 88/89
"Wenn alle Liebe Ewigkeit will - Gottes Liebe will sie nicht nur, sondern wirkt und ist sie."
Joseph Ratzinger