Cemper hat geschrieben:Frau e.p. -
nur eine kurze Anmerkung:...
Was sagen Sie dazu?
Was ich dazu sage?
Ich glaube auch nicht, dass diese alte Wächterstimme Gottes Wort ist und der Leserbrief-Schreiber wohl auch nicht. Er hat das ungeschriebene Verständnis der NAK zum Wort Gottes nur auf die Spitze getrieben und deshalb klingt es so absurd – wie viele der ungeschriebenen und inzwischen auch ausformulierten Sonderbarkeiten innerhalb der NAK, würden sie zu Ende gedacht, absurd klängen und schon klingen.
Im Gegensatz zu Ihrer Anmerkung, die Kirche könne auf der anderen Seite das Gefühl haben, vorgeführt zu werden und dass sie sich das nicht gefallen lassen müsse und im Übrigen eine gewisse Rücksichtnahme in dieser heiklen Sache erwarten könne - scheint mir die Zeit für derartige Mimositäten längst verstrichen zu sein.
Ganz nüchtern betrachtet lässt es auf kindisches und unreifes Verhalten schließen, wenn eine Person, ein Verein oder auch eine Körperschaft des öffentlichen Rechts nicht in der Lage ist, nach 50 Jahren ein peinliches, unangenehmes oder ein im höchsten Maße unrechtes Vorkommnis aufzuarbeiten. Nach 50 Jahren Rücksichtnahme und Schweigen ist es an der Zeit endlich erwachsen zu werden, sich der Vergangenheit zu stellen und sich am eigenen Anspruch und Selbstbild messen zu lassen. Da sind Konfrontationen mit der Vergangenheit selbstverschuldet, denn es gäbe sie ja gar nicht, ginge man offen damit um. Wenn ich zurückdenke, dann bin ich erst mit ca. 30 Jahren auf diese ganze Geschichte rund um die Botschaft gestoßen - nicht innerhalb der Familie oder in den Unterrichten und Zusammenkünften der Kirche, in denen man die meiste Zeit seines Lebens verbracht hat - sondern im Internet. Was für ein eklatantes Versäumnis der Kirche!
Und ich möchte noch etwas dazu sagen: Diese Verdrängungs- und Tabuisierungspolitik der Kirchenleitungen hat ja Konsequenzen bis heute. Nicht nur die "Botschaft" ist nach wie vor ein "Thema non grata", auch alle anderen unangenehmen Themen (z.B. der Fall "Feil") sind in gewissen NAK-Kreisen Tabuthemen. Ich war selber vor einiger Zeit Zeuge einer abrupten Beendigung einer Familienfeier, weil das Thema "Feil" auf den Tisch kam und die Hausherrin nach kurzer konträrer aber relativ entspannter Diskussion tränenüberströmt die Feier für beendet erklärte, weil sie solch ein Thema in ihrem Haus nicht duldete und uns alle "hinauskomplimentierte".
Was ich damit sagen will: Solch ein System des Totschweigens, Verdrängens und Vernebelns kann krank machen, befördert psychotisches Verhalten, führt zu Realitätsverlust ("weil nicht sein kann, was nicht sein darf") usw. Deswegen plädiere ich für unumschränktes Aufarbeiten der Vergangenheit ohne falsche Rücksichtnahmen und befürworte immer wiederkehrende Konfrontationen zu den heiklen Themen. Ebenso wünschte ich einen offenen Dialog und transparentes Verhalten der Kirchenleitung in der Zukunft für diese Kirche, sowie die Anpassung ihres Anspruchs und Selbstbildes an die Realität, sonst ist ihr Untergang meiner Meinung nach unaufhaltsam.
Ich habe fertig!
