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Beitrag
von exAT » 10.03.2022, 16:28
Und wenn man glaubt, daß sich daran zwischenzeitlich allzuviel verändert hat, muß ich euch leider enttäuschen.
Wir waren vor 3 Jahren nach ca. 20-jähriger Abstinenz mal wieder auf "der Insel" und ich habe mich auf das Drängen meiner Schwägerin, die seit über 30 Jahren dort lebt, eingelassen und bin Mittwochs in den Abendgottesdienst mitgegangen. Hintergrund war eben auch das Argument, daß sich alles verändert habe und an diesem besagten Abend ein aufgeschlossener junger Priester - Sohn eines ehemaligen Bischofs - diesen Gottesdienst halten sollte.
Als der Gottesdienst begann, trat aber nicht dieser, sondern ein alter, "eingewanderter" Priester an den Altar. Schon nach den ersten Worten des Eingangsgebetes war ich wieder von den bekannten Worthülsen eingekesselt und es dauerte auch nicht lange, bis er für die armen, bedauernswerten Seelen, die den "Weg des Lebens" verlassen haben, betete. Das Ganze mit einem überaus bedauernden Unterton in der Stimme, so daß mir meine innere Stimme den Streich spielte, den Satz weiterzuführen mit den besagten Worten "...und schenke ihnen ein heilsames Erschrecken!". Er hat es zum Glück nicht ausgesprochen, sonst wäre ich bereits zu diesem Zeitpunkt aufgestanden und hätte den Kirchenraum verlassen.
Es sollte aber noch besser kommen: Nachdem der Chor dann sein Verslein beigesteuert hatte, verstieg er sich sinngemäß zu der Aussage: "Wie dankbar dürfen wir doch sein, solche Chöre zu haben, die in festem Glauben zu dem stehen, was sie singen. So etwas findet man in der Welt nicht." Dabei liefen ihm vor Rührung über seine geistgewürgten Worte die Tränen über die Wangen. Diese Aussage hat mich wirklich wütend gemacht, zumal ich wenige Tage vor Antritt unseres Urlaubs einem Zeitungsartikel die Würdigung einer lokalen Solistin, mit der wir einige Konzerte gemeinsam gestalten durften, anläßlich ihres viel zu frühen Krebstodes entnehmen mußte, daß sie bei ihrem letzten Auftritt in ganz besonderer Weise Lobpreis und Dank in ihren Vortrag gelegt hat.
Was für eine Arroganz und Respektlosigkeit solcher Prediger gegenüber Menschen, die nicht der NAK (zuge)hörig sind.
Mit allergrößtem Bedauern mußte ich zur Kenntnis nehmen, daß das, was Will A. und Fiete H. über Jahrzehnte dort oben aufgebaut haben, inzwischen komplett pulverisiert wurde. Wirklich schade!