Warum bin ich neuapostolisch.

Alles rund um die Sondergemeinschaft Neuapostolische Kirche (NAK), die trotz bedenklicher Sonderlehren (u.a. Versiegelung, Entschlafenenwesen mit Totenmission, Totentaufe, Totenversiegelung und Totenabendmahl, Heilsnotwenigkeit der NAK-Apostel, Erstlingsschaft, ..), weiterhin "einem im Kern doch ... exklusiven Selbstverständnis", fehlendem Geschichtsbewusstsein und Aufarbeitungswillen, speziell für die Zeit des Dritten Reiches, der DDR, der Bischoffs-Botschaft ("... Ich bin der Letzte, nach mir kommt keiner mehr. ..."), sowie ihrer jüngsten Vergangenheit und unter erheblichem Unmut ehemalicher NAK-Mitglieder, auch Aussteiger genannt, die unter den missbräuchlichen Strukturen und des auf allen Ebenen ausgeprägten Laienamtes der NAK gelitten haben, weiterhin leiden und für die die NAK nach wie vor eine Sekte darstellt, im April 2019 als Gastmitglied in die ACK Deutschland aufgenommen wird.
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minna

Re: Warum bin ich neuapostolisch.

#51 Beitrag von minna » 30.06.2014, 19:58

Boris, genau das ist das Infame an den neuapostolischen Glaubenssätzen.
Man kriegt die Angst vermittelt, man könne mit seinem persönlichen Verhalten Gott, "die Götter", beschwichtigen
oder erzürnen, man würde die Folgen seines Verhaltens selbst im Kleinsten zu spüren bekommen.

Das ist purer Aberglaube, dumpfes Erbe des Ablasshandels.

Egal wie Du Dich verhältst - Gott hat mit Deinem Vater eine ureigene Beziehung.
So wie Du auch. Ganz egal wie sich Deine Frau, Deine Eltern, Kinder verhalten, ob oder was sie glauben
oder nicht.
Das alles hat nichts, aber auch gar nichts mit Deiner Person, Deinem Sein zu tun.

Wer das erkennt, wird mutig. :wink:

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Andreas Ponto
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Re: Warum bin ich neuapostolisch.

#52 Beitrag von Andreas Ponto » 30.06.2014, 21:24

Lieber Boris,

alle Achtung!

Ich würde mich tergram anschließen.
Solange du deinem Vater einen Liebesdienst erweisen kannst und möchtest, ohne dass du dabei selbst unter die Räder kommst, ist das ok.
Du kannst innerlich austreten. Wo ist das Problem! Er spürt es so oder so. Vielleicht ergibt sich so das Gespräch mit ihm darüber.

Meinen formaler Austritt, der sich innerlich sukzessive einige Zeit vorher vollzogen hatte, habe ich wohlüberlegt und in aller Ruhe terminiert. Ich wollte als Priester schlicht niemanden in Zugzwang bringen oder größere Diskussionen veranlassen. Tränen hat es trotzdem genug gegeben. Das läßt sich leider nicht vermeiden.

Mir persönlich wäre es aber unmöglich über längere Zeit eine Fassade aufrecht zu erhalten.
Früher oder später müsste ich reinen Tisch machen und die Dinge beim Namen nennen. Da hilft dann auch alle Rücksichtnahme nichts.

Meine Umgebung hatte die Wandlung mitbekommen, wenn sie diese auch nicht wahrhaben wollte. Ein sehr aufmerksamer Beobachter, den ich nur gelegentlich sprach, hat mich aus der Ferne allerdings ca. ein Jahr vorher schon ganz lieb und fürsorglich gefragt, ob ich eigentlich noch neuapostolisch sei. Der hatte es früher kapiert als ich.

Wie auch immer: Angst brauchst du nicht zu haben.
Es ist von allen zu respektieren, dass du erwachsen bist! Und du mußt damit leben, dass du es nicht allen recht machen kannst.

In den Spiegel sollte man sehen können.
Was du tust, dass tu in der Liebe, aber aufrecht und gerade.
Und erwarte nichts dafür!

Gottes Segen und Geleit mit dir!


Herzliche Grüße

Centaurea

Boris

Re: Warum bin ich neuapostolisch.

#53 Beitrag von Boris » 01.07.2014, 07:25

Danke für die lieben, aufbauenden Gedanken.

Ja, jeder hat eine eigene Beziehung zum jeweils Anderen.
Es ist aber sicher auch normal, dass ein Vater sich Gedanken um seine Kinder macht. Und wenn er innerlich von einer Sache als gut und richtig überzeugt ist, will er dieses Gute auch seinen Kindern widerfahren lassen.
Diskussionen hatten wir schon reichlich: Ob die NAK die richtige Kirche ist etc. Daher weiß ich, dass er innerlich noch daran festhält.

Ich habe durch eigene Erfahrung aber gelernt, dass empfundener Stress sich auf die Gesundheit auswirkt (psychisch und physisch), mit erschreckenden Folgen.
Mein Vater hatte seine Krebserkrankungen bekommen, nachdem er in Rente gegangen war. Dann sind meine Eltern in eine völlig andere Gegend gezogen. Meine Mutti war sowieso kein sesshafter Mensch. Sie wollte einfach nur als Unterstützung für meinen Bruder und dessen Kinder da sein.
Meinem Vater hat es die Grundlagen seines Gesellschaftlichen Lebens entzogen. Er hat den Umzug bereut. Dann kamen die Erkrankungen.

Die Geschwister meiner Gemeinde wissen ja sowieso, dass meine Familie sich einen neuen Freundeskreis aufgebaut hat. Wahrscheinlich sollte ich mich doch nicht unter Druck setzen. Wichtig ist wohl die Trennung von der Kirche im Inneren. Und vielleicht findet sich tatsächlich ein Weg, es später noch offiziell zu machen. Dies ist dann für das Gefühl, mich nicht rausgeschlichen zu haben, sondern offiziell zu sagen: "Das ist für mich der falsche Weg".

Auf jeden Fall Danke für Eure Anteilnahme

sagt Boris

Boris

Re: Warum bin ich neuapostolisch.

#54 Beitrag von Boris » 01.07.2014, 07:41

tergram hat geschrieben:Boris,

es gibt Situationen, da hat man höhere Interessen - in diesem Fall das Wohl deiner Eltern. So lange du darauf achtest, nicht seelisch unter die Räder zu kommen, wird es nicht schaden, den Austritt noch etwas zu verschieben.

Alles Gute für euch alle!
Entschuldigung,
hatte nicht zu diesem Beitrag "zurückgeblättert".

Meine Frau und ich gehen sowieso nur etwa einmal im Monat zum GD. Fahren ihre Mutter oder ihre Tante + Onkel zum GD und holen sie wieder ab, ohne selbst zu gehen.
Gar nicht mehr zu gehen ist nur noch einer der letzten Schritte in der Konsequenz.

Ich/Wir werde/n nicht unter die Räder kommen.
Ich wollte mich halt nur nicht still von Dannen schleichen.
Auf diese Freiheit werde ich erst mal noch verzichten.

LG Boris

Caroline

Re: Warum bin ich neuapostolisch.

#55 Beitrag von Caroline » 01.07.2014, 10:15

Meine Angst, dass ich ihm schade ist noch größer. So bin ich hin und her gerissen. Wahrscheinlich werde ich doch erst einmal die Kirche nur meiden. Den erklärten Austritt später vollziehen.
Boris,

ich wollte damals meiner Mutter nicht wehtun. Da ich sie zu Übertragungs-GDs immer abgeholt hatte und diese GDs gemeinsam mit ihr besucht habe, hatte ich das erst einmal beibehalten. Ansonsten besuchten wir unterschiedliche Gemeinden. Es war mir nicht leicht gefallen, "den Schein zu wahren". Ich tat das nur aus Rücksicht auf meine Mutter.

Gerade in der NAK gab und gibt es besonders liebe Geschwister, die tratschen. So kam was kommen musste. Eines Tages (leider muss ich das so bezeichnen) rastete meine Mutter völlig aus: "Glaubst du, ich weiß nicht, dass du nicht mehr zur Kirche gehst?" Es folgten unzählige ganz böse Prophezeiungen. Klar, für sie gehe ich verloren, für immer!

Inzwischen ist unser Verhältnis gut, wir können entspannt über unseren (für mich nicht NAK-)Glauben reden. Mir ist bewusst, dass sie von einer Rückkehr von mir in den Schoß der NAK überzeugt ist. Diesen Glauben lasse ich ihr, weil es ihr damit besser geht. Würde sie mich darauf allerdings direkt ansprechen, müsste ich ihr den Zahn ziehen. :wink:

Manchmal habe ich den Eindruck, sie spürt, dass in ihrer Kirche vieles ganz schief läuft. Verständlich, dass sie in ihrem Alter Angst hat, ihr würde der Boden weggezogen. Sie ist alt, ich wünsche ihr, sie kann ihre geistige Heimat in der NAK behalten. Alles andere wäre eine Katastrophe.

LG Caroline

Boris

Re: Warum bin ich neuapostolisch.

#56 Beitrag von Boris » 01.07.2014, 15:42

Caroline hat geschrieben:Manchmal habe ich den Eindruck, sie spürt, dass in ihrer Kirche vieles ganz schief läuft. Verständlich, dass sie in ihrem Alter Angst hat, ihr würde der Boden weggezogen. Sie ist alt, ich wünsche ihr, sie kann ihre geistige Heimat in der NAK behalten. Alles andere wäre eine Katastrophe.

LG Caroline
Ich denke, dass der weitaus größte Teil der Mitglieder die Sachen mitbekommt. Sie haben (Wir hatten) nur Angst logische Konsequenzen zu ziehen. Schließlich hat man uns beigebracht, dass Kritik Teufelswerk wäre.

Man kann einem Menschen seine Gefühle abtrainieren. Wenn ich beispielsweise dem Kind sage: "Musst keine Angst haben" oder "Musst nicht weinen". Fatal. Das Kind empfindet etwas, bringt dieses zum Ausdruck und die Eltern reden ihm ein, es handele verkehrt.
Besser ist: "Ich kann deine Angst verstehen, aber sieh mal..." oder "Ich verstehe dass du traurig bist und weinst, aber ich helfe dir...".
Dem Kind werden von Beginn die Gefühle streitig gemacht. Das führt soweit, dass dem Menschen (ob groß oder klein), nachdem er verlernt hat, mit seinen Gefühlen umzugehen, diese Gefühle im weiteren Verlauf irgend wann nicht mehr wahrnimmt. Sehr traurige Situation. Es ist Mühsam, sie wieder anzutrainieren.

In der Regel geschieht dass Abtrainieren der Gefühle gar nicht mit dem Vorsatz, dieses zu tun. Man will nur irgendwelchen gesellschaftlichen oder sozialen Normen entsprechen. Gefallen. Man trainiert sich die Gefühle so selbst ab, oder bekommt sie abtrainiert.

Hand aufs Herz. Wie oft hatte man als Kind schon ein Gefühl z. B. der Enttäuschung ("Das dürfte aber so gar nicht sein", oder "Das dürfte der doch aber jetzt gar nicht sagen/tun"). Was haben die Erwachsenen in der Kirche dann gesagt? "Das musst du aber mal so sehen..." In jedem Fall haben sie einem das normale und gesunde Gefühl abgesprochen/aberzogen. So entwickeln sich Menschen, die entweder nicht in der Lage sind, mit ihren Gefühlen umzugehen oder evtl. diese nicht mal mehr wahrnehmen.

Das wieder anzutrainieren ist schwer und aufwendig. Gelingt Fachleuten, wenn sie einen Zugang zum Patienten finden.

Das psychische Instabilität von indoktrinierten Kirchgängern ist leider meist sehr stark. Nur wird es nicht ernst genug genommen.

Leider ist es oft auch besser, älteren Menschen ihren Glauben zu lassen. Sie haben oft nicht mehr die Kraft für einen Neuanfang.

LG Boris

fridolin
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Re: Warum bin ich neuapostolisch.

#57 Beitrag von fridolin » 01.07.2014, 16:11

Jetzt wissen wir warum neuapostolisch sein so schön ist. Das andere Wort wollte ich nicht verwenden. Aber wenn sie neuerdings meinen das wäre so, sind sie für mich total abgerutscht.

http://www.canities-news.de/beas-randnotizen/

Caroline

Re: Warum bin ich neuapostolisch.

#58 Beitrag von Caroline » 01.07.2014, 16:36

Das Video ist ein schönes Beispiel, was "heute ist alles anders, wir sind richtig modern geworden", bedeutet.

Schamgefühl? Ach was, wieso denn schämen? Das ist modern! :mrgreen:

Mehr sage ich nicht, sonst würde es sehr heftig. :wink:

elena

Re: Warum bin ich neuapostolisch.

#59 Beitrag von elena » 01.07.2014, 21:57

"Abgerutscht" ist der richtige Ausdruck. Diese Videos sind an Peinlichkeit kaum zu überbieten, das müssen doch auch die aktiven Mitglieder bemerken. Außerdem kaum vorstellbar, dass sich von diesen Werbefilmen jemand ansprechen lässt, denn auch die Jugend denkt nach.

tergram

Re: Warum bin ich neuapostolisch.

#60 Beitrag von tergram » 02.07.2014, 02:34

Die Spots wurden einer Werbung von Edeka nachempfunden. Darin läuft ein ähnlicher Typ durch die Lebensmittelregale und erklärt "super Qualität, super Preise, super geil". Es gibt inzwischen die verschiedensten Versionen davon, zumeist als Parodie.

Dass jemand auf ein Stammapostelbild zeigend "super Typ" sagt, die Bibel ein "super Buch" nennt und das Ämterzimmer mit dem Fazit "super geil" verlässt, mag man lustig finden. Oder auch nicht.

Im Glaubenssupermarkt ist es nicht anders - und damit ist endlich mal klar gezeigt, worum es geht: Um Konsum gegen Geld.

Super geil! :mrgreen:

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