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von Comment » 03.01.2012, 10:45
Hallo Vancouver,
ich möchte August Prolle beipflichten: es ist schon treffend bezeichnet, wenn die Vorgänge, um die es geht, 'Gemeindeschliessungen' genannt werden. 'Fusion' erscheint deshalb falsch, weil die Gemeinden immer unter einem 'Dach' waren und sind, sie gehören sozusagen zu der einen 'Firma' Kirche. Es ist hier im kirchlichen Bereich vergleichbar mit Schliessungen oder Aufgabe von Zweigstellen, Dependancen o.ä., die eine Firma unterhält. Nehmen wir eine Sparkasse: wenn sie Zweigstellen aufgibt, wird von 'Aufgabe' oder 'Schließung' gesprochen, was natürlich nicht bedeutet, dass nichts übrig bleibt, z.B. bleiben die Bankkonten der Kunden vorhanden; diese kommen dann zu einer anderen Zweigstelle. So in etwa ist das auch mit den Gemeinden: die Kirchenmitglieder, die zur Gemeinde A gehören, welche geschlossen oder aufgegeben wird, werden in die Gemeinde B integriert. Ansonsten ist festzustellen: Kirchengemeinde - das ist mehr als nur eine Gesamtheit von Kirchenmitgliedern, die sich in einem bestimmten Gebäude regelmässig zu kirchlichen Veranstaltungen versammeln, Gemeinde besteht ebenso aus spezifischer Organisation, aus Allem, was zum geordneten Ablauf des Gemeindelebens speziell an dem Ort, an dem die Gemeinde sich versammelt, gehört; es gehören darüber hinaus die ideellen Werte hinzu, die sich aus den Verhältnissen der in der Gemeinde langjährig miteinander verkehrenden Menschen ortsspezifisch ausgebildet haben und der Gemeinde ein gewisses Eigengepräge gegeben haben. Ferner gibt eine Gemeinde auch an dem Ort, wo das Gebäude steht, nach aussen ein von ihrem 'Leben' bestimmtes Bild ab, das in der Umgebung, also öffentlich, wahr genommen wird. Wenn die Mitglieder dann von einem Zeitpunkt an, dort nicht mehr zusammenkommen, sondern in eine Nachbargemeinde gehen, dann fällt dadurch dasjenige, was ich hier versucht habe, als auch zur Gemeinde gehörig darzustellen, eben fortan weg.
Da erscheint mir 'Aufgabe' der Gemeinde, oder 'Schließung' schon die richtige Bezeichnung für den Vorgang zu sein. Selbstverständlich bleiben die Geschwister der aufgegebenen Gemeinde Mitglieder der Kirche, aber sie 'fusionieren' nicht, sondern gehen in eine andere 'Zweigstelle' ihrer (!) Kirche zum Gottesdienst und finden dort in ihrer neuen Umgebung andere Dinge vor, die dort prägend sind oder wahrgenommen werden.
Nimmt man den schon angesprochenen Vergleich mit einer Sparkassenorganisation, die Zweigstellen verringert, dann ist es bei dieser wie bei einem Kirchenbezirk sicher nicht falsch zu sagen:
'Es geschieht ein Schrumpfungsprozess durch Schliessung von Zweigstellen (Gemeinden) im Bezirk. Wo vorher 12 Dependancen (Gemeinden) waren, sind heute nur noch 8.'
Freundliche Grüße
Com