Positives

Alles rund um die Sondergemeinschaft Neuapostolische Kirche (NAK), die trotz bedenklicher Sonderlehren (u.a. Versiegelung, Entschlafenenwesen mit Totenmission, Totentaufe, Totenversiegelung und Totenabendmahl, Heilsnotwenigkeit der NAK-Apostel, Erstlingsschaft, ..), weiterhin "einem im Kern doch ... exklusiven Selbstverständnis", fehlendem Geschichtsbewusstsein und Aufarbeitungswillen, speziell für die Zeit des Dritten Reiches, der DDR, der Bischoffs-Botschaft ("... Ich bin der Letzte, nach mir kommt keiner mehr. ..."), sowie ihrer jüngsten Vergangenheit und unter erheblichem Unmut ehemalicher NAK-Mitglieder, auch Aussteiger genannt, die unter den missbräuchlichen Strukturen und des auf allen Ebenen ausgeprägten Laienamtes der NAK gelitten haben, weiterhin leiden und für die die NAK nach wie vor eine Sekte darstellt, im April 2019 als Gastmitglied in die ACK Deutschland aufgenommen wird.
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Heinrich

#21 Beitrag von Heinrich » 30.12.2009, 13:05

rfw
rfw = Richard Fehr Wyhl :?: :?: :?:

rfw

Re: REDLICHKEIT BÜTTE...!

#22 Beitrag von rfw » 30.12.2009, 13:20

Maximin hat geschrieben: Nach meinem vorläufigem Eindruck prangerst Du gewisse kirchliche Suppenkücheninitiativen oder Bedürftigenspeisungen usw. deshalb an, weil Du diesem Handeln missionarische Hinterlistigkeiten unterstellst, nur mehr platte Werbeaktionen. Sorry, das halte ich für ungerecht...!

.
Nö.

Ich unterstelle keine missionarische Hinterlistigkeit; völliges Missverständnis deines vorläufigen Eindrucks.
Ich stelle die Frage nach der Sinnhaftigkeit einerseits und dem Zusammenhang zu "gelebtem Evangelium" andererseits.

Vgl. dazu meine vorstehenden Notizen in der Antwort an agape.

Vielleicht noch als ergänzende Aspekte hierzu, angeregt durch deine Andeutungen zum "barmherzigen Samariter":

Bei manchen Notlagen macht eine Unterscheidung, ob es sich um ein akutes oder ein chronisches Problem handelt, sehr viel Sinn. Das, was als Maßnahme (Erste Hilfe) bei einer akuten Notlage sinnvoll ist, muss nicht unbedingt hilfreich bei einem wiederkehrenden Problem sein. Wenn ich also jemanden chronisch vor dem Verhungern rette, dann stimmt da evt. was nicht...wenn ich mich nicht auch mal mit den Gründen für den chronischen Hunger auseinander setze...!?

Übrigens: Die Ausgangsfrage bei der Gleichnisrede vom Samariter war: "Wer ist mein Nächster?".
Wer ist denn nun damit gemeint: Der Überfallene oder der Samariter?

:idea: "... sich von so einem helfen lassen....?" Nur mal so dahin gedacht...

agape

#23 Beitrag von agape » 30.12.2009, 14:06

rfw hat geschrieben:Auch von mir ein herzliches Dankeschön für die weiteren Beiträge, die einige interessante Fragestellungen eröffnen. :-)

agape hat geschrieben: Lieber rfw,

Wie man eine bessere Welt schafft, wie politisch Jesus wirklich war und auch für die Welt grundlegende Beispiele gab, das haben viele religiöse und politische Gemeinschaften schon begriffen, aber in "Sondergemeinschaften mit selbst gewählter Isolation" ist dies wirklich Neuland und darf deswegen sicher positiv benannt werden. ;)
Liebe agape,

die "bessere Welt", in der ich heute im Vergleich zu früheren Jh. oder Jahrtausenden lebe, habe ich womöglich eher Revolutionären zu verdanken als einer biblischen Botschaft.
Die Frz. Revolution hat für "mich" mehr getan als das Konzil von Nicäa und Bismarck hat für die soziale Sicherheit mehr erreicht als Augustinus. (Die Namen und Ereignisse sind durchaus anders besetzbar.)

Hätten die Hüter, Verwalter und Erklärer des "Evangeliums" das Sagen behalten, wir lebten vermutlich in einer gottestaatlich geordneten Welt, die der des Islam nicht unähnlich sein dürfte. Im Namen des Vaters, des Sohnes und des hl. Geistes würde geklagt, geurteilt, gerichtet und gestraft, was das Zeug hielte. Armut und Hunger wären da unantastbare Gottesurteile und kein Feld für zwischenmenschliche Zuwendungen.

Unsere beherzte Cottbuser Schwester handelt sozial. Und das ist auch gut so.

Mein Einwand bezog sich also nicht darauf, dass es keine positive Meldung über ein positives Ereignis hätte geben dürfen. Ich wende nur ein, dass soziales Handeln nicht vorschnell mit "gelebtem Evangelium" gleichzusetzen ist, (nur) weil ein religiöser Kontext besteht.

Übrigens: Um meinen Nächsten in Not zu versorgen muss ich ihn nicht mal lieben. Evt. gebietet das schon die Vernunft!? Oder aber ein solches Verhalten ist evolutionspsychologisch gut zu begründen!? (Auch das nur als Denkanstoß).


Und um letztlich noch etwas "nachzulegen"... : Mir geht es schon primär um die Frage, was das Evangelium ist. Dabei sehe ich die Gefahr, dass die Grundfragen - auch die des Glaubens im weiteren und des Christentums im engeren Sinne - durch verkürzte moralistische Gefühlsduselei zugekitscht und damit bis zur Unkenntlichkeit verzerrt wird. Manchmal genügt uns die rosarote Brille, durch die Symbol und Wirklichkeit verwechselt werden statt uns einer Realität auszusetzen, deren Beherrschung mehr erfordert, als ein paar gute Gefühle.

Was heisst das konkret? Wenn jemand mit dem Kopf durch die Wand will, dann kann ich ihm nach jedem erfolglosen aber schmerzhaften Versuch ein christlicher Nächstenliebe eine Kopfschmerztablette reichen - oder ich kann mich irgendwann auch mal mit den Ursachen auseinander setzen und fragen, ob ihm Tabletten weiterhelfen.

Bei allem Respekt also: Eine Suppenküche in unserer deutschen Wohlstandsgesellschaft ist ein wenig so, wie eine offene Kühlschranktür als Maßnahme gegen globale Erwärmung: Rührend, aber als Lösung eher ungeeignet.

Sofern es sich um gesellschaftliches Phänomen von existenzieller Not handelt, können auch nur gesamtgesellschaftliche, mithin politische Maßnahmen helfen; das sollte gemeinsames soziales Interesse sein. Auch dazu taugt als Triebfeder ein Evangelium eher bedingt in diesem unsrigen heutigen Kontext.

Im Übrigen ist hier auch die berechtigte Frage zu stellen, ob es tatsächlich um existenzielle Nöte geht, wenn wir von Suppenküchen reden. Wenn ich jemandem eine kostenlose Mahlzeit biete, damit er seine geringen Mittel nicht für Nahrung verwenden muss, dann muss ein Evangeliumsbegriff schon sehr dehnbar sein, um noch auf unsere soziale Wirklichkeit zu passen.

Sollten wir wirklich so tun, als fielen uns täglich vom Tode, Leid und tiefsten Elend Bedrohte vor die Füsse, denen es evangelienkonform zu helfen gelte?

Wenn wir hier und heute von Not reden, dann messen wir an einer gesellschaftlichen Norm (die es u,a, schon als Notlage definiert, wenn jemand nicht regelmäßig ins Kino gehen kann). Auf welche Normvorstellung bezieht sich das Evangelium?
Lieber rfw,

vielen Dank für diese Vertiefung.
Ich möchte nicht widersprechen.
Deine Weiterführung birgt ja ein riesiges Thema in sich, was derzeit phil. auf allen Ebenen rauf und runter diskutiert wird:

- Die Moderne mit ihren funktionalen Differenzierungen (Prof. Höhn, Köln, Sloterdijk, etc.)
- Der wissenschaftliche und religiöse Fundamentalismus versus Vernunft und Glaube (Irrglaube und Unvernunft...)
- Die Befreiungstheologie
- Die Angst in der Gesellschaft (und ihren Erlösungssehnsüchten, etc)
- Der Wunsch nach "richtig gedeutetem" Christ-Sein, uvm,
- etc. pp...

Der Preis wäre hoch, für eine Reformation des Islam - obwohl dringend notwendig. (Das käme wohl auch einer Revolution gleich, die viele scheuen)
Jesus war nach heutigem Verständnis auch ein Revolutionär, und um das nur mal kurz anzudeuten: Es erscheint mir immer wieder wie ein Wunder, dass kommunistische ("ent-religiosierte") Länder (Bsp. China), das Christentum mit seiner Sprengkraft in gewisser Hinsicht richtig deuten und deswegen aus Angst verbieten.

Am Ende bleibt immer wieder die Frage an Gott:

Was sollen wir überhaupt tun?
Was dürfen wir hoffen? ;)
Ist die Menschheit moralisch-ethisch verpflichtet?

Kain bekam ein Kainsmal von Gott auf die Stirn gezeichnet, dass ihn niemand erschlüge!
Dieses Bild muss man sich mal vorstellen!

Wie gesagt, ein Thema für Zeit und (hoffentlich nicht für die) Ewigkeit. ;)

agape :- )

Gaby

#24 Beitrag von Gaby » 04.01.2010, 14:08

agape hat geschrieben:DANKE, für Eure vielen weiteren Bemerkungen dazu, die ich sehr wichtig finde (rfw, gaby, und alle ...)

Liebe Gaby,
es gilt Gott sei Dank die Leuenberger Konkordie. Alles, was da drüber hinaus geht und auf ein Amt verweist, kann ich nie teilen.
Die SELK macht eine Ausnahme und hat sogar noch die katholisch entlehnte Mund-Kommunion. (Sie wird durch Spenden (also nicht durch Kirchensteuer) unterstützt (wie bei der NAK))
Liebe agape,

bezüglich des Abendmahls musste ich mich leider auch eines Besseren belehren lassen ... ich dachte auch dies käme von der SELK ... habe aber falsch gedacht.

Holytux klärte mich auf, dass dies aus diesem Handbuch der VELKD stammt und ich mochte es auch nicht glauben.
Wenn ich auch der NAK kritisch gegenüber stehe, das ist für mich Bevormundung pur seitens der evangelischen Kirche, wenn dieses Handbuch in der Praxis wohl auch kaum Beachtung findet.

klick

Punkt 5: "Die kirchliche Trauung eines evang.-luth. und eines neuapostolischen Partners ist in Ausnahmefällen aus seelsorgerischen Gründen möglich."

Punkt 9: "Eine Zulassung von Mitgliedern der Neuapostolischen Kirche zum Abendmahl in der evang.- luth. Kirche ist nicht möglich.

10. Ein evang.-luth. Christ soll am Abendmahl in einem neuapostolischen Gottesdienst nicht teilnehmen. Hat jemand daran teilgenommen und wird es bekannt, soll mit ihm ein seelsorgerliches Gespräch geführt werden.

11. Nimmt ein evang.-luth. Christ an Gottesdiensten der NAK regelmäßig teil, so ist mit ihm ein seelsorgerliches Gespräch zu führen. Lässt er sich versiegeln, muss ihm deutlich gemacht werden, dass er damit Glied der NAK wird.

Das Handbuch passt mit folgender Aussage wohl auch nicht zusammen:


Bei der Feier des Abendmahles ist Jesus Christus Geber und Gabe zugleich; Er lädt ein, nicht der Pfarrer oder die Pfarrerin die die Abendmahlsfeier leitet. Nach evangelischem Verständnis sind daher auch Mitglieder der römisch-katholischen Kirche zum Abendmahl eingeladen. Umgekehrt ist dies nicht der Fall, da nach kath. Verständnis die ev. Pfarrerinnen und Pfarrer nicht gültig geweiht sind und daher das Sakrament des Abendmahls nicht gültig einsetzen könne.
[...]

************************
Evangelisch: Alle getauften Christen sind ohne Ausnahmen zugelassen, die auch in ihrer Heimatkirche zum Abendmahl gehen dürfen.
************************
klack

Gaby

#25 Beitrag von Gaby » 04.01.2010, 14:46

rfw hat geschrieben:
Gaby hat geschrieben: Ich bin mir aber immer noch nicht ganz sicher, worauf Du mit Deinem Posting dann eigentlich hinaus wolltest.
Erst mal wollte ich mich nur zu m.E. verkürzten Darstellungen "Ist das nicht gelebtes Evangelium?" äußern.
Ich hielt und halte das immer noch für eine reduzierende Sichtweise und wollte daher darauf aufmerksam machen, dass ich hierin eine Gefahr einer "Verwässerung" sehe. Ferner ist mir bewusst, dass dies eine ganze Reihe von Dilemmata berührt, in denen "wir" gefangen sind.

Dazu später vielleicht mehr.
rfw, ich wollte das Evangelium nicht zu einer Ideologie negieren, wenn ich schreibe, DAS ist für mich gelebtes Evangelium.
Aber das Evangelium bedeutet für mich nun einmal nicht nur an Dogmen und Bekenntnissen festzuhalten und diesen zu glauben.
Sich in Kirchenmauern einzuschliessen, unter sich zu bleiben, Montags im Chor zu singen, Dienstags im Jugendchor oder Geschwister zu besuchen, Mittwochs zum Gottesdienst zu gehen, Donnerstags vielleicht im Streichchor zu spielen, Freitags was weiß ich, Samstags Jugendgottesdienst oder was man sonst so unter Glaubensgeschwistern macht und Sonntags wieder zum Gottesdienst, wo man wieder unter sich bleibt. Das Reich Gottes beschränkt sich für mich nicht nur auf die Ewigkeit, es findet schon im Hier und Jetzt zwischen den Menschen statt, wenn wir versuchen das Evangelium zu leben. Die Bibel gibt uns reichlich Anleitung dazu wie wir schon auf Erden das Reich Gottes lebendig werden lassen können. Und dazu gehört nun einmal füreinander da zu sein. Und zwar nicht nur für Gemeindemitglieder sondern für JEDEN Menschen.

Und übrigens, auch nach meiner Auffassung bleibt der Himmel seit Jesus Christus nicht leer zwischen Gott und dem Menschen.

Liebe Grüße

Gaby

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