Widersprüchliches im neuen Fehr-Buch

Alles rund um die Sondergemeinschaft Neuapostolische Kirche (NAK), die trotz bedenklicher Sonderlehren (u.a. Versiegelung, Entschlafenenwesen mit Totenmission, Totentaufe, Totenversiegelung und Totenabendmahl, Heilsnotwenigkeit der NAK-Apostel, Erstlingsschaft, ..), weiterhin "einem im Kern doch ... exklusiven Selbstverständnis", fehlendem Geschichtsbewusstsein und Aufarbeitungswillen, speziell für die Zeit des Dritten Reiches, der DDR, der Bischoffs-Botschaft ("... Ich bin der Letzte, nach mir kommt keiner mehr. ..."), sowie ihrer jüngsten Vergangenheit und unter erheblichem Unmut ehemalicher NAK-Mitglieder, auch Aussteiger genannt, die unter den missbräuchlichen Strukturen und des auf allen Ebenen ausgeprägten Laienamtes der NAK gelitten haben, weiterhin leiden und für die die NAK nach wie vor eine Sekte darstellt, im April 2019 als Gastmitglied in die ACK Deutschland aufgenommen wird.
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Lobo

Re: Widersprüchliches im neuen Fehr-Buch

#81 Beitrag von Lobo » 24.06.2010, 14:51

Cemper hat geschrieben:...über Farben zu diskutieren...
...besonders, wenn man Farbenblind ist. Bild
Nein, das sollten Sie uns nun wirklich nicht zumuten. Bild

Cemper

Re: Widersprüchliches im neuen Fehr-Buch

#82 Beitrag von Cemper » 24.06.2010, 16:12

Maximin hat geschrieben::) Mein lieber Cemper,
in Ihrem Beitrag zitieren Sie, jedenfalls behaupten Sie das ohne Quellenangabe, eine „klare normative Aussage“ der Neuapostolischen Kirche wie folgt: „Die Mitglieder können sich, entsprechend der biblischen Grundlage (Maleachi 3, 10), am "Zehnten" orientieren."


Mein lieber Maximin, den zitierten amtlichen Text habe ich in den letzten Tagen mehrfach mit Quellenangabe eingestellt. Deshalb hatte ich die Quelle nicht nochmals erwähnt. Der vollständige Text lautet:

"Mitarbeit und Spenden

Die Neuapostolische Kirche finanziert sich selbst. Sie erhebt keine Kirchensteuern oder sonstigen Pflichtbeiträge von ihren Mitgliedern. Ob oder wie viel jemand spendet, wird nicht kontrolliert. Die Mitglieder können sich, entsprechend der biblischen Grundlage (Maleachi 3, 10), am "Zehnten" orientieren." Quelle: http://www.nak.org/de/kennenlernen/mita ... d-spenden/

Außerdem sei auf die kirchenrechtlich relevanten Bestimmungen in den Verfassungen der Gebietskirchen hingewiesen. Ich kann jetzt nicht alle Gebietskirchenverfassungen prüfen; es reicht, wenn ich darauf hinweise, dass die Verfassungen in wesentlichen Punkten übereinstimmen und wenn ich nur aus einer Verfassung zitiere:

"Artikel 10 : Vermögen und Finanzen

Das Vermögen der Neuapostolischen Kirche (folgt: jeweilige Gebietskirche) stammt aus freiwilligen Opfern und Spenden ihrer Mitglieder sowie aus sonstigen Zuwendungen und Erträgen. Die Neuapostolische Kirche erhebt von ihren Mitgliedern keine Steuern. Das Vermögen der Neuapostolischen Kirche (folgt: jeweilige Gebietskirche) dient ausschliesslich der Erfüllung kirchlicher Aufgaben nach Artikel 2 der Verfassung". Hier zitiert nach Verfassungen der Gebietskirchen Süddeutschland und NRW. Quelle: http://cms.nak-sued.de/Verfassung10.941.0.html und http://www.nak-nrw.de/gebietskirche/ver ... Verfassung
Maximin hat geschrieben:Auf Ihren Exkurs über einen Verfassungsgrundsatz einerseits und die Verfassungswirklichkeit andererseits in Bezug auf das Eigentum gehe ich nicht weiter ein. Nur so viel: Nach meiner über 40jährigen Tätigkeit im öffentlichen Dienst des Landes Berlin habe ich immer wieder erlebt, dass es geschriebenes Recht gibt, dass es gesprochenes Recht gibt und dass es gefühltes Recht gibt. Beispiele gefällig…?
Nein - Beispiele brauche ich nicht. Die Lage ist klar. Die Differenzen zwischen Verfassungsgrundsätzen bzw. Verfassungsanspruch einerseits und Verfassungswirklichkeit andererseits werden Tag für Tag von Beamten in unterschiedlichsten Dienststellen und von allen Bürgern erfahren (jeweils unter der Voraussetzung, dass man sich für die Verfassungsbestimmungen interessiert und sie mit der gesellschaftlichen Wirklichkeit vergleicht). Rechtssoziologen und Richtern - besonders den Richtern an Verfassungsgerichten - sind diese Differenzen bewusst. Sie sind sozusagen ein uralter Hut; es ist klar, dass wir zwischen der Verfassung, die in einem Lande bzw. einer Gesellschaft gilt, und der Verfassung, in der sich ein Land/eine Gesellschaft befindet, unterscheiden müssen. Wir haben es hier mit einer Sollensebene und einer Seinsebene zu tun. Zwischen beiden Ebenen gibt es Differenzen. Es ist klar, dass wir aus dem, was sein soll, keine Schlüsse für die Wirklichkeit des Seinsbereich ziehen können. Das alte polemisch-anschauliche Beispiel dazu kommt von Anatol France: „La majestueuse égalité des lois interdit aux riches comme aux pauvres de coucher sous les ponts, de mendier dans la rue et de voler du pain.“ (Le lys rouge, 1894) - deutsch: „Das Gesetz in seiner erhabenen Gleichheit verbietet es Reichen wie Armen, unter den Brücken zu schlafen, auf den Straßen zu betteln und Brot zu stehlen.“ (Die rote Lilie, München 1925, S. 116)

Unbeschadet dessen gilt aber der von mir zitierte Verfassungsgrundsatz. Angesichts der Entwicklung unserer Gesellschaft wird er wichtiger. Deshalb sei er auch nochmals zitiert: "Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen." Art. 14 Abs. 2 Grundgesetz. Die politische Aufgabe ist die Anpassung der Wirklichkeit an diesen Verfassungsgrundsatz. Setzen Sie das mal um ... Unser Forumsfreund Arnie wird Ihnen was erzählen. Und Randnotiz auch ... Aber fragen Sie mal Gaby, die hat dafür Verständnis.
Maximin hat geschrieben:Die NAK habe also ihren Mitglieder gesagt: „Die Mitglieder können sich, entsprechend der biblischen Grundlage (Maleachi 3, 10), am "Zehnten" orientieren." Pardon mein Herr, was ist das für eine „klare normative Aussage“ die einerseits einen bestimmten Eindruck erweckt und andererseits, jedenfalls formell, alles offen und kirchenangehörige Menschen mit einem furchtbaren Gewissenkonflikt alleine lässt?


Maximin - Ihre Frage verstehe ich nicht. Die kirchenrechtlichen Aussagen und die amtliche Erklärung - siehe oben - sind doch klar formuliert. Was gibt es da deuteln? Das Problem ist: In der kirchlichen Praxis wird offenbar vielfach anders gesprochen. Aber was hat das mit den kirchenrechtlichen Aussagen und der amtliche Erklärung zu tun? Durch ein - mit Verlaub - teilweise dämliches Gerede irgendwelcher Amtsträger der Neuap. Kirche bis hin zur Kirchenleitung werden doch diese normativen Grundlagen nicht aufgehoben (eine Strafrechtsbestimmung zur Strafbarkeit von Diebstahl wird doch auch nicht unwichtig, weil irgendwelche Leute immer wieder klauen)! Also - wir müssen hier konsequent unterscheiden.

Die Gewissenskonflikte sind ein Kapitel für sich. Wenn sich ein Mitglied der Neuap. Kirche, in der es eine klare normative Grundlage für die Finanzierungspraxis gibt, durch Predigten, Hausbesuche und was auch immer wegen seines Opfer- oder Spendenverhaltens in einen- wie Sie sagen - "furchtbaren Gewissenkonflikt" bringen lässt, dann sind daran immer zwei beteiligt: die Kirche (d.h. die Vertreter der Kirche) und das Kirchenmitglied (der Gläubige). Ich kann nicht erkennen, dass ein neuap. Christ von Eigenverantwortung befreit ist und immerzu seiner Kirche die Verantwortung geben darf. Er kann das tun, aber dann muss er sehen, dass er sich aufgibt. Er kann auch klar sagen: "Das und das steht in den Bestimmungen. Wenn Sie etwas anderes erzählen, dann müssen Sie sehen, wie Sie damit klar kommen."
Maximin hat geschrieben:Was lässt diese Sonderkirche denn schlussendlich offen, wenn sie ihren Mitgliedern einerseits empfiehlt sich an der alttestamentlichen Grundlage nach Maleachi 3, 10 zu orientieren und sie ihre Mitglieder von der Kanzel parallel darauf konditioniert, wonach die Fülle des göttlichen Segens vom Sollmaß der Opferbereitschaft abhängig ist?
Die Neuap. Kirche lässt nur das offen, was sie offen lassen kann. Das Maß dieser Offenheit wird "schlussendlich" von den Kirchenmitgliedern bestimmt.
Maximin hat geschrieben:Ich erlebe es als fair, wenn ein gemeinnütziger Verein von seinen Mitgliedern einen bestimmten Mitgliedsbeitrag verlangt, um seine Vereinszwecke zu realisieren. Ich empfinde es als missverstandene, ja sogar als anmaßende Bibelauslegung, wenn eine Sonderkirche, mit dem Anspruch die allein seligmachende sein zu wollen, Dinge vermischt die nicht vermischt gehören, wenn man denn ehrlich vor sich selber und vor Gott und den Menschen redlich bleiben will. Der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs und der Vater unseres Heilandes ist nicht nur ein sprechender, ein schweigender sondern auch ein hörender Gott.
Ja - freilich bleibt die Frage, was wir meinen, wenn wir vom Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs und dem Vater unseres Heilandes sprechen - und damit einen sprechenden, schweigenden und hörenden Gott meinen. Ich hatte in diesem Forum mal einen kleinen, nicht ausgeführten Dialog mit tergram. Er liegt schon einige Zeit zurück. Tergram hatte in irgendeinem Zusammenhang gefragt (sinngemäß): "Ach, Gott hat gesprochen? Wo denn?" - Wir haben es doch - wenn wir so fragen - mit der Theologie des Wortes Gottes zu tun. Wir dürfen Gott dann nicht mit einer Person verwechseln und fragen: "Ach, Gott hat gesprochen?". Anders gesagt: Wir müssen hier versuchen zu verstehen und zu bedenken, was es heißt, wenn beispielsweise der Theologe Bonhoeffer sagt: "Einen Gott, den es gibt, gibt es nicht." Oder wenn Tillich sagt: "Gott ist ein Synonym für Gott." Diese Hinweise schießen aber etwas übers Ziel hinaus.
Maximin hat geschrieben:Schade, dass Sie sich mit der Lory zu dieser Frage nicht weiter austauschen wollen. Warum schade? Wer nicht mehr zuhört, der verstopft seine Ohren vor der Menge, versteht sie nicht mehr. Im Tagesgeschehen führt das u. a. zu Politikverdrossenheit und Wahlverweigerung. In meiner jahrzehntelangen NAK-Zugehörigkeit habe ich, auch auf dieser Ebene, dieselbe Entwicklung erlebt und durchlitten.
Maximin - diese Reaktion bzw. diesen Gedanken verstehe ich. Ich habe aber leider keine Zeit, mich endlos lange mit Fragen zu befassen, die längst beantwortet sind - und das gilt auch für die Personen, die diese Fragen stellen. Besonders schwierig ist das in einem Forumsdialog. Wir können uns ja mal zum Tee treffen. Ich bin oft in Berlin. Und Frau Cleo wohnt ja - wenn ich das richtig sehe - auch in Deutschland.
Maximin hat geschrieben:Noch etwas zum guten Schluss: Was ich mit meinem lieben Gott berede, das geht niemanden anderen etwas an. Und was ich meinem lieben Gott, sichtbar oder unsichtbar, opfere auch nicht.
Ja - das gefällt mir. Hier bin ich und dort ist Gott. Ich brauche keine Hierarchie zwischen IHM und mir. Ich brauche allenfalls Menschen, die mir zeigen, was Gottvertrauen heißt oder heißen kann.
Maximin hat geschrieben:Mit freundlichen Grüßen, der Maximin :wink:

P.S.: Sir, sie sollten nicht kneifen...! :mrgreen:
Ebenfalls. Ich hoffe, dass ich nicht gekniffen habe.

Ihr Cemper

Cemper

Re: Widersprüchliches im neuen Fehr-Buch

#83 Beitrag von Cemper » 24.06.2010, 16:30

Lobo hat geschrieben:
Cemper hat geschrieben:...über Farben zu diskutieren...
...besonders, wenn man Farbenblind ist. Bild
Nein, das sollten Sie uns nun wirklich nicht zumuten. Bild
Lobo - Ihr Eintrag hat mich beeindruckt und mir geholfen. Gott segne Sie.

Cemper

PS: Ist "Farbenblind" ein Substantiv? Ich frage, weil Sie dieses Wort groß schreiben. Oder handelt es sich um eine Lacksorte?

Lobo

Re: Widersprüchliches im neuen Fehr-Buch

#84 Beitrag von Lobo » 24.06.2010, 16:49

Cemper hat geschrieben:...PS: Ist "Farbenblind" ein Substantiv? Ich frage, weil Sie dieses Wort groß schreiben. Oder handelt es sich um eine Lacksorte?...
Aber, Herr Professor! Sie wissen doch:Wer Fehler findet, der darf sie behalten. Sie haben trotzdem den Test bestanden. Setzten, eins!

Cemper

Re: Widersprüchliches im neuen Fehr-Buch

#85 Beitrag von Cemper » 24.06.2010, 17:04

Ich habe keinen Fehler erwähnt. ich wollte nur wissen, warum Sie das Wort groß geschrieben haben oder ob es sich um eine Lacksorte handelt. Diese Fragen haben Sie nicht beantwortet. Sie weichen immer aus - und mir werfen Sie das vor. Oder war es jemand anders?

Philippus

Re: Widersprüchliches im neuen Fehr-Buch

#86 Beitrag von Philippus » 24.06.2010, 20:09

Zum Thema(?): Eine Buchbeschreibung – erster Versuch

Betrachtungen eines Ruheständlers

Der ehemalige Leiter der Neuapostolischen Kirche, Herr Richard Fehr, hat unter dem obengenannten Titel ein Buch geschrieben. Interessanterweise ist dieses Buch nach Angabe des Autors nicht mit der Kirchenleitung abgestimmt. Somit wird es wahrscheinlich auch nicht im kircheneigenen Verlag vertrieben werden, was eigentlich aus bestimmten Gründen schade wäre. Dazu gleich mehr.

So oder so scheint das Buch aber seine Leser zu finden, worauf ein Verkaufsrang um die dreitausend bei Amazon (25.KW `10) schließen lässt.

Was bringt es mir? Warum soll ich das Buch kaufen? Ist es mir meine teuren Euronen überhaupt wert? - Diese Fragen muss Jede und Jeder letztlich für sich selbst beantworten. Ich habe es mir jedenfalls gekauft und auch gelesen. Dabei habe ich (beruhigenderweise) festgestellt, dass mein Christ-sein von der Lektüre in keiner Weise beeinträchtigt wurde. Was mich aber geradezu fasziniert, ist die Offenheit, mit der der ehemalige Stammapostel seine Leser mitnimmt und Einblicke gibt – fast könnte man es ein wenig offenherzig nennen – in sein Denken und in seine Erinnerungen. Im neuapostolischen Jargon würde es heißen, er lasse uns in sein Herz, in seine Seele schauen.

Die 32 Kapitel, in die das Buch gegliedert ist, verteilen sich auf etwa zweihundert Seiten. Sie behandeln in lockerer Folge jeweils ein Thema, das dem Autor wichtig ist in Bezug auf sein Leben und auf seine Kirche, die er selbst geleitet hat als Stammapostel. Das Buch zeichnet sich aus durch eine einfache und klare, leicht verständliche Sprache. Der Glaube des Autors ist in nahezu jedem einzelnen Satz wie selbstverständlich erlebbar, ohne jedoch in Schwärmerei oder Überschwänglichkeit abzuheben, was sehr angenehm auffällt. Dieser Glaube, der ein ganzes Leben getragen hat und noch trägt, wird ganz nebenbei in einem angenehmen Plauderton gleich mitvermittelt –den Lesern, die noch nie oder wenig mit der NAK zu tun hatten und denen, die schon mit und in ihr leben (oder lebten).

Solchen, die bereits mit „dem Laden“ bekannt sind, die wohl so manche Erwartung haben, wird ein Herr Fehr begegnen, der – seit (kurz nach) seiner Ruhesetzung endlich online - freundlich und bestimmt Stellung nimmt zu so vielen Punkten, die den bzw. manchen Foristis unter und auf den Nägeln brennen. Es ist Herrn Fehr zu wünschen, dass seine bzw. die Leser seines Buches ihm fair begegnen.
(Ein führender Katholik in ähnlicher Position sprach einmal - sinngemäß - von der „Freundlichkeit, die menschliche Kommunikation erst möglich macht“)

Der ehemalige Leiter und oberste Geistliche der Neuapostolischen Kirche sagt an einer Stelle in seinem Buch ausdrücklich, dass so Manches, was gepredigt wurde, von der Kirchenleitung nicht gelehrt und auch nicht gewollt war.
Er erwähnt dabei eine Geschichte, wo ein General seinem untergebenen Offizier mitteilt, er wolle die Truppe besuchen – an einem bestimmten Termin. Dieser Offizier, ein Oberst, gibt die Meldung umgehend an den ihm untergeordneten Major weiter - eine Stunde früher, und dieser dann an die ihm untergeordneten Mitarbeiter und Offiziere ... Bis die Meldung bei der Truppe ankommt, hat jeder der Offiziere – Ähnlichkeiten zu mancher Segenslinie sind wohl nicht ungewollt – 'eine Stunde früher' dazugedichtet. Und die Truppe ist hinterher verärgert, dass der Alte mehrere Stunden zu spät kommt. ...
Wie die meisten Foristi wissen, trifft das des Pudels Kern recht genau.
Allerdings haben das die wenigsten „Offiziere“ mitbekommen, geschweige denn begriffen, wie wir auch alle wissen.

Der Stammapostel in Ruhe hat wohl mittlerweile so einiges aus dem Netz erfahren. Er äußert recht deutlich sein Bedauern über so manchen „Wildwuchs“. Und genau deshalb wünsche ich dem Buch Leser - insbesondere aus den Reihen der NAK!

An manchen Stellen bekommt der Leser ein wenig – wenig – Einblick bzw. kann erahnen, was in Kreisen der Kirchenleitung „los war“, beispielsweise wenn der Autor unter der Überschrift „Einssein“ berichtet über die Meinungsverschiedenheiten in der BAV, der sogenannten Bezirksapostelkonferenz. Ich glaube dem Autor aber, wenn er schreibt, dass letztlich der Wille zum Einssein obsiegt hat. Einzelheiten möchte ich weder mir ausmalen noch durchdeklinieren.
Ich glaube ihm, dem Stap.i.R., auch, dass er in den 44 Jahren seiner Amtstätigkeit und in den immerhin 18 Jahren an der Spitze der neuapostolischen Kirche immer nur der Sache dienen und nicht sich selbst verwirklichen wollte.

Im Kapitel Humor z.B. erfährt der geneigte Leser, dass zum apostolischen Alltag hin und wieder auch eine Portion Komik dazugehört. Zwar haben die Episoden und Geschichtchen bei allem Schmunzeln - sei es durch ihre Anzahl oder durch die Aneinanderreihung - einen etwas schalen Beigeschmack erzeugt (bei mir!), jedoch überwiegt insgesamt der positive Eindruck über das Buch.
Das Buch ist in einem angenehmen Ton, fast Plauderton, geschrieben, jedoch ist ein neuapostolischer Akzent nicht zu überhören, die Handschrift des Autors nicht zu übersehen. Wer damit kann, wer es außerdem mag, wenn ein Text aufgelockert, stellenweise gespickt ist durch Zitate, wer gerne einen der führenden Amtsträger der NAK lesenderweise etwas näher kennen lernen möchte, der macht mit dem Buch sicher keinen Fehler.

Und wenn doch, dann kann man den „Schinken“ im Internet immer noch weitervermarkten ...
Zuletzt geändert von Philippus am 25.06.2010, 10:02, insgesamt 2-mal geändert.

Hannes

Re: Widersprüchliches im neuen Fehr-Buch

#87 Beitrag von Hannes » 24.06.2010, 20:15

Cemper hat geschrieben: Ich will damit sagen: Wenn man nur in einer Kirche bzw. einer kirchlich geprägten Welt lebt, dann hat man kaum die Fähigkeit, über diese Kirche oder kirchlich geprägte Welt zu reden. Man ist ja immer in ihr. Man steht ihr nie gegenüber - man kann sie nie mit Abstand betrachten. Und diejenigen, die aus dem Inneren der Kirche kommen und die Kirche dann von außen anschauen, bringen doch ihre Muttersprache Neuapostolisch mit und reden dann aus der Außensicht mit einem recht begrenzten sprachlichen Instrumentarium über die Kirche. Mit fällt das in manchen hier eingestellten Beiträgen auf. Allgemein gesagt: Für einen neuap. Christen gibt es - wenn er in der Kirche ist - die Vorstellung des Erwähltseins. Das führt ja zu seiner Schieflage im Subjekt-Objekt-Verständnis. Man ist selber nicht das handelnde Subjekt - man ist Objekt; man ist "aus Gnaden" erwählt worden. Wenn sich dieser Mensch dann zu einem Kritiker entwickelt, ist wieder kein Subjekt: er ist oder war verführtes Objekt.

Als Subjekt kann man ihn selten "erwischen". Es sind immer die anderen: Gott oder die Kirche."
hallo dieter, cemper, ...

dieser absatz von h.c. oben ist doch eine annähernd perfekte beschreibung des dilemmas der menschen, die ganz intensiv (besonders auch ganz emotional und ungeschützt) mit der nak verbandelt waren und sich dann aus der nak lösen (wollen).

diese denke und dieser 'scheinbare' blick von aussen, den gibt es bei vielen ex-nakis lange jahre nicht. dafür haben die kirchenmänner mit ihren subtilen gehirnwäsche-predigten doch gut gesorgt. wenn es denn richtung sachlicher diskussion bzw. auseinandersetzung in der nak ging, dann ist das gegenüber doch immer abgedriftet in diese "andere" welt. wie h.c. sagt: gott oder die kirche ... und damit ist jede eingermassen sachliche kommunikationsgrundlage futsch.

hand aufs herz: bist du, lieber dieter, frei und kannst dich so bewegen ohne vielleicht noch mit einem faden an der nak zu hängen? ich nicht! viele dinge fassen mich immer noch an - was auf (m)eine abhängigkeit hinweist.

ja, es ist ein weiter weg vom objekt zum subjekt ...

danke h.c.! echt jetzt ... 8)

hannes

tergram

Re: Widersprüchliches im neuen Fehr-Buch

#88 Beitrag von tergram » 24.06.2010, 20:29

Cemper hat geschrieben:Durch ein - mit Verlaub - teilweise dämliches Gerede irgendwelcher Amtsträger der Neuap. Kirche bis hin zur Kirchenleitung werden doch diese normativen Grundlagen nicht aufgehoben ...
Cemper,
Cemper hat geschrieben: tergram - Du kannst mir mal einen Kaffee kochen und bringen.

zunächst: Ich bin erfreut, dass wir beide nach vielen Jahren des Herumtummelns in NAK- (o.ä.)Foren nun endlich beim "du" angekommen sind. In allen Ehren, versteht sich. Beiderseits. Dass du dazu die Initiative ergriffen hast, ist zwar ungewöhnlich, in deinem Alter aber zulässig und angemessen. Vielen Dank dafür; ich heiße 'tergram'. :wink: Der Kaffee kommt später. :P

Zum Thema:
Es gibt in der NAK keinerlei 'dämliches Gerede irgendwelcher Amtsträger'.
Alles, was ein Apostel oder ein von ihm eingesetzter sonstiger Amtsträger der NAK im Rahmen seines Auftrages (Predigt/Hausbesuch etc.) absondert, ist ausschliesslich das geistgewirkte Wort Gottes aus dem Apostelamt - lauter und rein, wie eine frische Quelle, direkt vom Thron Gottes. In treuer Nachfolge, Demut und Glaubensgehorsam hat das Geschwist dies anzunehmen (hören), zu verinnerlichen (bewahren) und danach zu tun. Daran - und nur daran - ist der Segen Gottes gebunden.

Du magst darüber laut lachen - Recht hast du. Zumindest soweit es erwachsene und durchschnittlich intelligente Menschen angeht. Die meisten User dieses Forums, die meisten Mitglieder der NAK, haben aber die floskelhafte Bepredigung mit diesen Inhalten in der NAK seit frühester Kindheit (und auch davor...) in jedem Gottesdienst gehört - durchschnittlich 3 x wöchentlich. Ich muss dir nicht erklären, wie frühkindliche Suggestion wirkt. Und wie lange es dauert, sich davon zu befreien. Falls es je gelingt.

Insofern: Lach bitte nicht. Nicht über uns. Mit jeder hier vorgetragenen Empörung, so albern sie dir zu sein scheint, wird auch Seelenschmerz aus Lebensjahrzehnten ausgedrückt. Das verdient Respekt. Mindestens. Und es verdient, ernst genommen zu werden.

Dir alles Liebe,
t.

Kaffee? Bild

Maximin

Re: Widersprüchliches im neuen Fehr-Buch

#89 Beitrag von Maximin » 24.06.2010, 20:49

:) Mein lieber Cemper,
einen Gedankenaustausch mit Ihnen erlebe ich stets als höchst vergnüglich. Ich erlebe das beispielsweise wie den aktuellen Rücktritt des US-Amerikanischen Generals McChristal. Aufrichtige und realistische Wehrmachtsgenerale mussten seinerzeit damit rechnen erschossen zu werden, wenn sie ihrem obersten Heerführer öffentlich widersprachen.

General McChristal ist nun seinen Job aber auch das Lebensrisiko losgeworden, eventuell in einem Zinksarg heimgeflogen zu werden, um dann, auf dem Friedhof in Arlington, in einem Ehrengrab bestattet und mittelfristig abgelegt zu werden. „God bless Amerika“ sowie alle Camper auf den verschiedenen Reichsgottesautobahnen.

Frau Anne meinte früher, dass alles auf Berührung ankommt. Recht hatte sie. Rührung wäre zu wenig! Das aber ist wohl auch wahr: Auf Bewegung kommt es an. Und wenn ich die Buchbesprechung unseres Philippus lese, dann ist der nicht gerührt und geschüttelt sondern in Bewegung. Ich hoffe, dass er damit etwas bewegt...!
Brüderliche Grüße vom Maximin :wink:

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Re: Widersprüchliches im neuen Fehr-Buch

#90 Beitrag von evah pirazzi » 24.06.2010, 23:10

Philippus hat geschrieben:...Der ehemalige Leiter und oberste Geistliche der Neuapostolischen Kirche sagt an einer Stelle in seinem Buch ausdrücklich, dass so Manches, was gepredigt wurde, von der Kirchenleitung nicht gelehrt und auch nicht gewollt war.
Er erwähnt dabei eine Geschichte, wo ein General seinem untergebenen Offizier mitteilt, er wolle die Truppe besuchen – in einer Stunde. Dieser Offizier, ein Oberst, gibt die Meldung umgehend an den ihm untergeordneten Major weiter, und dieser dann an die ihm untergeordneten Mitarbeiter und Offiziere ... Bis die Meldung bei der Truppe ankommt, hat jeder der Offiziere – Ähnlichkeiten zu mancher Segenslinie sind wohl nicht ungewollt – eine Stunde dazugedichtet. Und die Truppe ist hinterher verärgert, dass der Alte mehrere Stunden zu spät kommt. ...
Wie die meisten Foristi wissen, trifft das des Pudels Kern recht genau...
Danke Philipipus, für deinen ausführlichen Einblick. Ich habe da noch mal eine Verständnisnachfrage zur General-Geschichte: Von den Untergebenen wurde immer eine Stunde dazugedichtet und als der General dann - so, wie er es wollte und weitergegeben hat - nach Ablauf dieser einen Stunde ankommt, ist die Truppe verärgert, dass er zu spät kommt? Ich denke, sie haben ihn durch die dazugedichteten Stunden sowieso erst später erwartet?
Und was genau an dieser story trifft des "Pudels Kern"? Meinst du das "Dazudichten"?


tergram hat geschrieben:
Cemper hat geschrieben: tergram - Du kannst mir mal einen Kaffee kochen und bringen.

zunächst: Ich bin erfreut, dass wir beide nach vielen Jahren des Herumtummelns in NAK- (o.ä.)Foren nun endlich beim "du" angekommen sind. In allen Ehren, versteht sich. Beiderseits. Dass du dazu die Initiative ergriffen hast, ist zwar ungewöhnlich, in deinem Alter aber zulässig und angemessen. Vielen Dank dafür; ich heiße 'tergram'. :wink: Der Kaffee kommt später. :P
tergram, mach dir keine Illusionen, Herr Cemper wird den kecken Du-Vorstoß längst vergessen haben, wenn du ihm demnächst den Kaffe servierst in seiner betreuten Heimstätte.

:lol:
[i][size=75]"... Ich bin einerseits sehr froh, dass ich diesen Gedanken aussprechen kann, auf der anderen Seite fällt es mir auch nicht schwer..."
(Bap Klingler - Neujahrsgd 2009)[/size][/i]

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