Bezugnehmend auf agapes Hinweis auf den "Kultur-Christen und Atheisten Richard Dawkins im Thema „wie feiert ihr Weihnachten“ möchte ich kurz über ein Thema berichten, das mich kürzlich gefesselt hat.Ein Atheist singt gerne Weihnachtslieder
„Gotteswahn“-Autor Richard Dawkins: Ich bin ein Kultur-Christ.
Prof. Richard Dawkins (Oxford), englischer Evolutionsbiologe und Autor des atheistischen Bestsellers „Der Gotteswahn“, sieht sich selbst als einen „Kultur-Christen“ an. Wie die meisten Briten singe er gerne Weihnachtslieder.
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Genesis 12, 1-4
Wir Christen neigen ja dazu, die Welt einzuteilen in Christ und Nicht-Christ, in Gläubig und Ungläubig und innerhalb des Christentums und seiner Konfessionen neigen wir sogar auch noch dazu, uns in „gute Christen“ und „Namenschristen“, in „Wiedergeborene Christen“ und „Gotteskinder“, in „gute Menschen“ und „Andersgläubige“ einzuteilen. Am schlimmsten sind für uns die „Atheisten“, weil sie angeblich ja gar nichts glauben und damit unseren Gott-Glauben in Frage stellen.
Vor Jahren las ich das Buch der evangelischen Theologin Dorothee Sölle „Atheistisch an Gott glauben“. Für mich war das damals zunächst ein Widerspruch in sich. Gleichzeitig merkte ich, dass das mir vermittelte Gottesbild und überhaupt das Gottesbild der Bibel an vielen Stellen bei mir mehr Fragen aufwarf als es beantwortete. Taugte es für meinen Glauben noch? Durfte ich so etwas überhaupt denken? War ich, wenn ich den biblischen Theismus in Frage stellte, damit nicht schon auf dem besten Weg zum Atheisten? Und warum machte mir dieser Gedanke Angst? Oder gab es dazwischen noch andere Modelle des Glaubens?
Bei Dorothee Sölle erfuhr ich, dass es einen „christlichen Atheismus“ gibt. Unter Glauben versteht sie das Verwirklichen der ethisch-moralischen Lehre Jesu und nicht das „Abhaken“ christlicher Dogmen. Da wird man zum Tun aufgefordert. In der gleichen Zeit lernte ich Menschen kennen, die keine Christen waren, die aber authentischer christliche Werte lebten als viele „guten Christen“, die ich kannte und die vor allem keinen ewigen Lohn erwarteten sondern aus Überzeugung der Notwendigkeit so handelten. Das hat mich nachdenklich gemacht, mir imponiert und mich sicher auch ein Stück geprägt. Ebenso wie folgender Satz: „Gott gibt es nicht, Gott ereignet sich zwischen den Menschen“.
Dieser Tage las ich nun in der Zeitschrift „publik forum“ einen Artikel von Christian Modehn über den französischen Philosophen André Comte-Sponville. Hier eine kurze Zusammenfassung und einige Zitate
Der 54jährige Philosoph André Comte-Sponville hat eine christliche Erziehung genossen. Er war als Gymnasiast bei Exerzitien in einem Trappistenkloster dabei und rühmt heute noch die beiden katholischen Pfarrer, die ihn geprägt haben. Als Student verabschiedete er sich dann vom dogmatisch geprägten Glauben der katholischen Kirche und bezeichnet sich heute als Atheist. Jedoch ist bei ihm keine Spur von kämpferischer Gottlosigkeit zu finden. Für ihn ist der klassische Begriff Gott zu widersprüchlich und die Geschichten der Offenbarung sind ihm zu diffus. Er ist der Überzeugung, „dass Gott eine Erfindung der Menschen ist, geschaffen zum Trost, zur seelischen Beruhigung und zur gesellschaftlichen Kontrolle“.
Menschen, die sich atheistisch nennen, haben seiner Meinung nach auch ein Anrecht auf ein spirituelles Leben. „Sie haben ohne jeden Zweifel genauso wie die Gläubigen die Fähigkeit, sich dem Geheimnis des Lebens zu stellen.“ Er verweist auf die Erfahrung des „ozeanischen Gefühls“, das Eingetauchtseins in das Ganze des Kosmos und auf das Schweigen, das Aushalten der Stille, und die dabei erfahrbare Leere. Dabei habe er gespürt, wie er angstfrei leben könne, dass Menschen ewig seien, nicht ewig in einer fernen himmlischen Welt, sondern ewig im Hier und Jetzt.
Er erzählt von mystischen Erfahrungen bei Spaziergängen, wo er sich als Teil des Geheimnisses dieser Welt fühlte. Dieses Geheimnis will er als Philosoph jedoch nicht benennen, er weigert sich, bei diesen Erfahrungen eine absolute Person, nämlich Gott, am Werk zu sehen, statt dessen liebt er die menschliche Bescheidenheit.
Comte-Sponville liebt Bach und Mozart und will sich an den inneren Christus halten, der für ihn nichts mit dem Christus der Dogmen zu tun hat, sondern den er auf eine Stufe mit Buddha, Sokrates und Laotse sieht. Christus sei ihm als Europäer aber besonders nahe. An seine Werte wolle er sich halten: Solidarität, Nächstenliebe, Friedfertigkeit.
André Comte-Sponville nennt seine Lebensphilosophie einen „treuen“ Atheismus. Er bleibe dadurch verbunden mit gewissen Werten aus der Moral, der Kultur, der Spiritualität, die auch in den großen Religionen entstanden sind. Die Grenze verlaufe für ihn nicht zwischen Glaubenden und Nichtglaubenden, sondern zwischen den freien, offenen, toleranten Geistern auf der einen Seite und den dogmatischen, fanatischen geistern auf der anderen Seite. Er kämpfe gegen die Fanatiker und gegen die Nihilisten. Nihilisten bezeichnet er als „Leute, die an nichts glauben, die nichts respektieren, die keine werte, keine Regeln, Prinzipien und Ideale haben.
Ihm ist bewusst, dass seine atheistische Spiritualität Fragen offen lässt. Im Umgang mit dem Tod bleibe dem Atheisten eher die Revolte als der Trost meint er. Aber, es könne auch sein, dass die Wahrheit traurig sei.
Der Denker aus Paris sieht in seiner atheistisch-philosophischen Spiritualität keine intellektuelle Spielerei. Vielmehr geht es ihm darum, wie er überleben kann an Leib und Seele. Dabei reicht ihm diese Welt, er braucht keinen Jenseitstrost. Die Vorstellung der Hölle ist für ihnstörender als die Vorstellung eines Nichts nach dem Tode. Wichtig ist das jetzt, wo er eine erfüllte Ewigkeit erlebt, die sich in der Liebe zeigt. Sie eröffne das Bleibende.