
Lieben Freunde,
unser Freund Adler schrieb hier unlängst an anderer Stelle u. a. so „Über die gesamte Zeit ihrer Existenz, hat ich das Christentum eher nach den oftmals brutalen Methoden von Drohung und Einschüchterung, nach dem AT orientiert, als sich in der Liebe am und zum Nächsten zu üben, wie es ihr Gründer Jesus Christus vorlebte und lehrte!“
Adlers Gesamteintrag deutet an, dass das Alte Testament für uns Christenmenschen überholt sei und deshalb für ein lebendiges Christentum keinerlei Bedeutung mehr habe.
Tut mir leid, Bruder Adler, dem widerspreche ich aufgrund meines derzeitigen Erkenntnisstandes. Das hat durchaus herzlich wenig damit etwas zu tun, dass meine Mutter jüdische Wurzeln hatte. Vielmehr hat es etwas mit meinem gesunden christlichen Glauben und meinem Verständnis der Heiligen Schriften des Juden- und des Christentums zu tun.
Die uns in zwei Teilen vorliegende Bibel (AT und NT) verbinde ich mit folgendem Bild: Sie sind mir wie Mutter und Tochter und gleichfalls wie Vater und Sohn. Das ist ein und dieselbe Familie.
Frage: „Auf wen möchten Sie, lieber Adler, aus Ihrer Familie verzichten, ihn oder sie engültig abschreiben...?
Wir Christen sollten nicht zwanghaft unterdrücken, dass Jesus aus Nazareth ein Jude war und seine damaligen Mitstreiter, mit einer Ausnahme, ebenfalls. Derjenige, der den größten Teil des NT hinterlassen hat, Paulus, war ebenfalls ein Jude. Und eben dieser Apostel Paulus löst den bald aufkommenden Streit zwischen den Juden-und den hinzugekommenen Heidenchristen in seinem Römerbrief nicht nur klopsklar auf, sondern er verbindet auf eine geniale Weise die hl. Schriften der jüdischen Väter im AT mit der Lehre Jesu, dessen Nachfolger wir sein wollen.
Frage, mein lieber Adler, siehst Du Dich als Wurzel, als Baum, als Ast oder als Frucht?
Ich möchte Dir mal einige längere Schriftstellen aus dem Römerbrief zumuten:
"Gottes freie Gnadenwahl
14 Was sollen wir nun hierzu sagen? Ist denn Gott ungerecht? Das sei ferne! 15 Denn er spricht zu Mose (2.Mose 33,19): »Wem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig; und wessen ich mich erbarme, dessen erbarme ich mich.« 16 So liegt es nun nicht an jemandes Wollen oder Laufen, sondern an Gottes Erbarmen. 20 Ja, lieber Mensch, wer bist du denn, dass du mit Gott rechten willst? Spricht auch ein Werk zu seinem Meister: Warum machst du mich so? 24 Dazu hat er uns berufen, nicht allein aus den Juden, sondern auch aus den Heiden." (aus Römer 8 ff)
1 Liebe Brüder, meines Herzens Wunsch ist und ich flehe auch zu Gott für sie, dass sie gerettet werden. 2 Denn ich bezeuge ihnen, dass sie Eifer für Gott haben, aber ohne Einsicht. 3 Denn sie erkennen die Gerechtigkeit nicht, die vor Gott gilt, und suchen ihre eigene Gerechtigkeit aufzurichten und sind so der Gerechtigkeit Gottes nicht untertan. 4 Denn Christus ist des Gesetzes Ende; wer an den glaubt, der ist gerecht. (aus Römer 10, ff)
"Nicht ganz Israel ist verstockt
1 So frage ich nun: Hat denn Gott sein Volk verstoßen? Das sei ferne! Denn ich bin auch ein Israelit, vom Geschlecht Abrahams, aus dem Stamm Benjamin. 2 Gott hat sein Volk nicht verstoßen, das er zuvor erwählt hat. Oder wisst ihr nicht, was die Schrift sagt von Elia, wie er vor Gott tritt gegen Israel und spricht (1.Könige 19,10): 3 »Herr, sie haben deine Propheten getötet und haben deine Altäre zerbrochen, und ich bin allein übrig geblieben und sie trachten mir nach dem Leben«? 4 Aber was sagt ihm die göttliche Antwort? (1.Könige 19,18): »Ich habe mir übrig gelassen siebentausend Mann, die ihre Knie nicht gebeugt haben vor dem Baal.« (Römer 11 ff.)
Warnung an die Heidenchristen vor Überheblichkeit
17 Wenn aber nun einige von den Zweigen ausgebrochen wurden und du, der du ein wilder Ölzweig warst, in den Ölbaum eingepfropft worden bist und teilbekommen hast an der Wurzel und dem Saft des Ölbaums, 18 so rühme dich nicht gegenüber den Zweigen. Rühmst du dich aber, so sollst du wissen, dass nicht du die Wurzel trägst, sondern die Wurzel trägt dich. 19 Nun sprichst du: Die Zweige sind ausgebrochen worden, damit ich eingepfropft würde. 20 Ganz recht! Sie wurden ausgebrochen um ihres Unglaubens willen; du aber stehst fest durch den Glauben. Sei nicht stolz, sondern fürchte dich! 21 Hat Gott die natürlichen Zweige nicht verschont, wird er dich doch wohl auch nicht verschonen. 22 Darum sieh die Güte und den Ernst Gottes: den Ernst gegenüber denen, die gefallen sind, die Güte Gottes aber dir gegenüber, sofern du bei seiner Güte bleibst; sonst wirst du auch abgehauen werden. 23 Jene aber, sofern sie nicht im Unglauben bleiben, werden eingepfropft werden; denn Gott kann sie wieder einpfropfen. 24 Denn wenn du aus dem Ölbaum, der von Natur wild war, abgehauen und wider die Natur in den edlen Ölbaum eingepfropft worden bist, wie viel mehr werden die natürlichen Zweige wieder eingepfropft werden in ihren eigenen Ölbaum.“ (aus Römer 11, ff.)
Fazit:
-Ist das Volk Israel nicht endgültig verworfen, dann sind es seine hl. Schriften und Überlieferungen auch nicht.
-Jesus Christus ist nicht gekommen um das Gesetz der jüdischen Väter aufzulösen, sondern um sie zu erfüllen, vornehmlich im Gebot der Nächstenliebe gemäß der Schrift: „3. Mose 19, 18: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst; ich bin der HERR.“ Matthäus 22, 37 + 39: „Jesus aber antwortete ihm: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt«. Das andere aber ist dem gleich: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst«“ (3.Mose 19,18).
Mein lieber Adler, ich weiß nicht, ob Dir das ein stücklein weiterhilft. Aber wünschen tue ich es mir schon. Nein, ich bleibe bei meinem gegenwärtigen Erkenntnisstand: „Unsere beiden Teile der hl Schrift sind mir wie Mutter und Tochter und gleichfalls wie Vater und Sohn. Das ist ein und dieselbe Familie.“ Und ich bin froh darüber, dass ich zu dieser Familie gehöre.
Liebe Grüße, landauf und landab vom alten Maximin
