Es war Mitte der Sechzigerjahre und wir waren Kinder/Jugendliche in der NAK. Unsere Freizeit an den Wochenenden beinhaltete in der Regel an Samstagen Jugendgottesdienst oder Jugendchorproben, an den Sonntagen Vormittagsgottesdienst, anschließend Kindergottesdienst, Nachmittagsgottesdienst teilweise mit anschließender oder vorheriger Jugendstunde mit Instruktionen zur Weinbergsarbeit. Vielleicht gab es jemanden, der das toll fand. Für mich war es nicht das, was ich gerne gemacht hätte.
Ich erinnere mich noch daran, dass wir es als Kinder an einem Sonntag Nachmittag wagten, Stätten der Weltlust aufzusuchen. Es lief im Kino ein Film, der damals angesagt war und einige von uns jungen Gotteskindern ließen sich vom Fürsten der Finsternis tatsächlich verführen, dorthin zu gehen. Nun hatte der Streifen allerdings Überlänge und hätte sich zeitlich unglücklicherweise mit dem Gottesdienst am Nachmittag überschnitten. Je näher dessen Beginn heranrückte, um so unruhiger saßen wir auf unseren Kinosesseln. Schließlich verließen wir aus Furcht vor ewiger Verdammnis aber in Erwartung erneuter Sündenvergebung vorzeitig den Sündenpfuhl und marschierten bzw. schlichen uns verspätet in den bereits begonnenen Gottesdienst, was natürlich Aufmerksamkeit der gesamten Sekte erregte. Es war ein einziger Eklat. An Strafe von meinen Eltern, die der NAK leider bedingungslos verfallen waren, kann ich mich nicht mehr recht erinnern. Ich glaube das ging mit Taschengeldkürzung und Androhung von Einweisung in eine Erziehungsanstalt ziemlich glimpflich aus.
