Geben ist seliger denn nehmen - eine Falle?

Alles rund um die Sondergemeinschaft Neuapostolische Kirche (NAK), die trotz bedenklicher Sonderlehren (u.a. Versiegelung, Entschlafenenwesen mit Totenmission, Totentaufe, Totenversiegelung und Totenabendmahl, Heilsnotwenigkeit der NAK-Apostel, Erstlingsschaft, ..), weiterhin "einem im Kern doch ... exklusiven Selbstverständnis", fehlendem Geschichtsbewusstsein und Aufarbeitungswillen, speziell für die Zeit des Dritten Reiches, der DDR, der Bischoffs-Botschaft ("... Ich bin der Letzte, nach mir kommt keiner mehr. ..."), sowie ihrer jüngsten Vergangenheit und unter erheblichem Unmut ehemalicher NAK-Mitglieder, auch Aussteiger genannt, die unter den missbräuchlichen Strukturen und des auf allen Ebenen ausgeprägten Laienamtes der NAK gelitten haben, weiterhin leiden und für die die NAK nach wie vor eine Sekte darstellt, im April 2019 als Gastmitglied in die ACK Deutschland aufgenommen wird.
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Caroline

Geben ist seliger denn nehmen - eine Falle?

#1 Beitrag von Caroline » 18.06.2014, 14:50

STAP Schneider verwendete dieses Wort beim letzten Pfingstgottesdienst.
Seitdem lässt mich dieser Gedanke nicht mehr los.

Es kommt mir so vor, als wolle man mehr von den Geschwistern, ohne
etwas im Gegenzug geben zu müssen.

Das gefällt mir überhaupt nicht. Immer nur geben, nie etwas zurückbekommen,
kann krank machen. Irgendwann muss man m. E. zwangsläufig denken:
Ich strampele mich ab und was habe ich davon?

Auf den Segen unseres himmlischen Vaters dereinst zu hoffen, wenn wir diese Erde
verlassen, halte ich für mager gedacht.
Ich erlebe jedenfalls Gottes Segen im hier und jetzt. Das nenne ich
Gotterleben, ohne das ein festgegründeter Glaube gar nicht möglich ist.

Wörtlich sagte STAP Schneider:
„Wenn wir wirklich lieben, dann müssen wir geben – ohne Berechnung und ohne das Warten auf eine Gegenleistung.“

Wenn ich meinem Partner immer nur gebe und nie etwas zurückkommt,
fühle ich mich ungeliebt. Geben und nehmen kann für mich nur auf
Gegenseitigkeit beruhen, ansonsten wird man ausgenutzt, denke ich.

Gruß Caroline

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Re: Geben ist seliger denn nehmen - eine Falle?

#2 Beitrag von Comment » 18.06.2014, 15:41

Hallo Caroline,

diese Maxime 'geben ist seliger denn nehmen' erscheint so nur einmal im Neuen Testament, und zwar in der ApG 20. Danach brachte Apostel Paulus diesen Rat (oder war es vielleicht mehr?) in seine Ansprache über seine Art im Dienste Jesu zu arbeiten ein. Kurz gesagt: Ich, Paulus, nehme für meine Arbeit als Apostel nichts an Entgelten, ich ernähre mich mit meiner Hände Arbeit. Paulus sagte dieses ausschließlich zu den Ältesten in Ephesus, als er sich von ihnen verabschiedete, wörtlich heißt es da in der hSch (Luther 1984) "34 Denn ihr wisst selber, dass mir diese Hände zum Unterhalt gedient haben für mich und die, die mit mir gewesen sind. 35 Ich habe euch in allem gezeigt, dass man so arbeiten und sich der Schwachen annehmen muss im Gedenken an das Wort des Herrn Jesus, der selbst gesagt hat: Geben ist seliger als nehmen."
Wieso hier P. den Herrn Jesus zitiert, bleibt unbekannt. Die Suche nach entsprechenden Worten Jesu in der Bibel führt zu keinem Ergebnis.

Ich halte es für wichtig, den Kontext zu beachten. Schließlich ist nicht bekannt, dass Paulus dieses Wort wirklich für alle Fälle des menschlichen Miteinanders als jesuanische Regel zur Erlangung von Seligkeit verstand. Aus dem Zusammenhang lässt sich allenfalls eine Weisung an die Amtsträger herauslesen, dass sie durch ihrer Hände Arbeit ihren Lebensunterhalt schaffen und keinen Lohn für ihre Seelsorgearbeit von den Glaubensgeschwistern nehmen, um sich davon etwa zu ernähren usw.
L.G
Com.

tergram

Re: Geben ist seliger denn nehmen - eine Falle?

#3 Beitrag von tergram » 18.06.2014, 17:08

Die einzige Gruppe innerhalb der NAK, die nimmt, sind die dort angestellten Apostel. Ihnen gilt dieses Wort.

minna

Re: Geben ist seliger denn nehmen - eine Falle?

#4 Beitrag von minna » 18.06.2014, 18:56

Immerhin erhalten die Apostel ihre Gehälter aus dem NAK-Kirchenvermögen, selbst wenn das teilweise aus
Opfergeldern angehäuft worden sein mag. Es wird niemand zum Opfern gezwungen und es zahlen "nur"
Mitglieder der NAK dafür.

Bei den Gehältern katholischer und protestantischer Würdenträger sieht die Sache ganz anders aus, für deren
Gehälter kommt allein der Steuerzahler auf, gleich ob er einer der beiden Kirchen angehört oder auch nicht,
gleich ob er Christ, Atheist, Jude, Moslem, Hindu, Buddhist ist, gleich ob er einen Job hat oder Harz IV bezieht.
Er zahlt. Entweder direktüber die Lohn- oder eine Verbrauchssteuer und zwar derzeit knapp eine halbe Milliarde €/Jahr,
aber ironischerweise nicht über die Kirchensteuer. :?
Das entsprechende Gesetz stammt aus dem Jahr 1803 und ein Ende der
Zahlungen ist nicht in Sicht. Scheinbar besteht auch kein Interesse daran diese Gehaltszahlungen, die ursprünglich
für eine bestimmte Zeit den Kirchen als Entschädigung für den Einzug ihrer Besitztümer gedacht waren, die
ihrerseits weltlichen Fürsten als Entschädigung für deren von Napoleon annektierten Gebiete zugesprochen wurden.

Fast überall wird gestrichen und gespart -doch da will scheinbar niemand dran.
Es wird brav weitergezahlt, wie bereits Kaiserreich, in der Weimarer Republik, selbst unter Hitler und die Bundesrepublik
zahlt immer noch.
Das Grundgesetz sieht zwar vor, dass die Zahlungen vom Staat an die Kirche irgendwann ein Ende haben sollen, doch
ein genauer Zeitpunkt wurde nicht festgelegt und liegt wohl in einer fernen Zukunft.

Hermine Breithaupt

Re: Geben ist seliger denn nehmen - eine Falle?

#5 Beitrag von Hermine Breithaupt » 18.06.2014, 19:15

minna hat geschrieben:...Bei den Gehältern katholischer und protestantischer Würdenträger sieht die Sache ganz anders aus, für deren
Gehälter kommt allein der Steuerzahler auf...
Das entsprechende Gesetz stammt aus dem Jahr 1803 und ein Ende derZahlungen ist nicht in Sicht.
Das Thema hatten wir kürzlich ja schon:

:arrow: KLICK

Interessantes Thema angesichts der staatlichen Spar-Notwendigkeit, aber anscheinend auch ein heikles Thema, denn keiner der verantwortlichen Politiker wagt sich heran an den Verfassungsauftrag zur Ablösung der Staatsleistungen an die Kirchen. Mir auch unverständlich.

Comment

Re: Geben ist seliger denn nehmen - eine Falle?

#6 Beitrag von Comment » 18.06.2014, 20:02

minna,

es ging mir allein um den Kontext, in den Paulus sein Wort vom G.i.s.d.N. gestellt hat. Und der ist aus der ApG klar ersichtlich. Er muss schon seinen Grund gehabt haben, wenn er sich seinen Mitstreitern in der Weise, wie wir es dort lesen können, als Vorbild darstellt.

Eine erneute Diskussion über die Bezahlung von kirchlichen Amtsträgern heutzutage ist hier wohl nicht weiterführend.
Insoweit schließe ich mich H.B. an.

FG
Com.

Peer2

Re: Geben ist seliger denn nehmen - eine Falle?

#7 Beitrag von Peer2 » 18.06.2014, 20:29

Ich strampele mich ab und was habe ich davon?
War das nicht schon immer so? :shock:
„Wenn wir wirklich lieben, dann müssen wir geben – ohne Berechnung und ohne das Warten auf eine Gegenleistung.“
Diese Aussage habe ich im jugendlichen Alter auch schon mehrmals vernommen. Es wurde mir aber auf der anderen Seite erleutert, dass, wenn dies nicht freiwillig geschehe, dann würde es keine Frucht bringen. Insofern sehe ich mich im Jahre 1970 wieder und nicht im Jahre 2014 wo der Glaube an die Wiederkunft Christi gaaaaaaaaanz nahe sein müsste.

Peer2

GG001

Re: Geben ist seliger denn nehmen - eine Falle?

#8 Beitrag von GG001 » 18.06.2014, 23:19

Caroline hat geschrieben:STAP Schneider verwendete dieses Wort beim letzten Pfingstgottesdienst.
Seitdem lässt mich dieser Gedanke nicht mehr los.
Aus der Predigt im Pfingstgottesdienst:
"May I address another area? The life in the congregation. Once again, I must say, there are many, many beautiful things in our ranks. But here too, I would like to battle against a certain tendency. The attitude of being “a spiritual consumer” has no place in the congregation. This will not work, that we come and think as New Apostolic Christians: This is my right; I am entitled to that. I have given so much, now what have I received in return; what is my due? This consumeristic attitude sometimes moves us to expect so much of the ministers, of the teachers, of those who help us. Let us also become more active within the congregation, in the knowledge that giving will bring us closer to God. This is very important to me, dear Brothers and Sisters, around the world. Once again, let me emphasize: Consumeristic behavior has no room within our ranks." (http://nacboard.yuku.com/sreply/92285/P ... neider-Mun)
Den Pfingstgottesdienst findet man auf Englisch im NACboard.
Caroline hat geschrieben:Es kommt mir so vor, als wolle man mehr von den Geschwistern, ohne etwas im Gegenzug geben zu müssen. Das gefällt mir überhaupt nicht. Immer nur geben, nie etwas zurückbekommen, kann krank machen. Irgendwann muss man m. E. zwangsläufig denken: Ich strampele mich ab und was habe ich davon?
Caroline, man kann Herrn Schneiders Ermahnungen auch aus anderen Blickwinkeln betrachten.
"Love4Christ" meint zu dem Predigtzitat: "It's a spiritual cop-out! We don't have to provide a good experience for you or your family! Stop being such a CONSUMER! Be thankful we do anything other than take your offering!!!!"
tergram hat geschrieben:Die einzige Gruppe innerhalb der NAK, die nimmt, sind die dort angestellten Apostel. Ihnen gilt dieses Wort.
Trotzdem sehe ich einen wesentlichen Kern in Schneiders Bitte um BETEILIGUNG: eine Gemeinde, die sich nicht beteiligt und einbringt, ist weder fuer die Gemeindemitglieder selbst noch fuer Besucher attraktiv - sie ist leblos. Das gilt fuer neuapostolische Gemeinden genau so wie fuer andere Konfessionen. Bezeichnenderweise wachsen gerade solche Gemeinden gegen den Trend (Anklang an einen Buchtitel), in denen sich auch die Mitglieder einbringen. Ein "Vortaenzer" (Pastor, Pfarrer, Vorsteher, etc.) fuer sich alleine und ohne die Gemeinde kann dasselbe nicht bewirken, obwohl sein bzw. ihr Charisma (falls vorhanden) auch Einfluss ausuebt.

Wenn nun auch "the powers that be" einer Gemeinde den entsprechenden Freiraum lassen wuerden, damit ihre Mitglieder sich einbringen koennen - mir fallen Blankenese und Hannover-Mitte ein -, dann koennte ich Schneiders Ermahnung zu "life in the congregation" eine gewisse Glaubwuerdigkeit zugestehen.

minna

Re: Geben ist seliger denn nehmen - eine Falle?

#9 Beitrag von minna » 19.06.2014, 06:40

Comment hat geschrieben:minna,

es ging mir allein um den Kontext, in den Paulus sein Wort vom G.i.s.d.N. gestellt hat. Und der ist aus der ApG klar ersichtlich. Er muss schon seinen Grund gehabt haben, wenn er sich seinen Mitstreitern in der Weise, wie wir es dort lesen können, als Vorbild darstellt.

Eine erneute Diskussion über die Bezahlung von kirchlichen Amtsträgern heutzutage ist hier wohl nicht weiterführend.
Insoweit schließe ich mich H.B. an.

FG
Com.

Ich wollte keine erneute Diskussion über die Bezahlung von kirchlichen Amtsträgern entfachen, sondern lediglich
verdeutlichen, dass es für mich ein großer Unterschied ist ob nichtstaatliche Institution mit einem "geschlossenem"
Mitgliederkreis wie Religionsgemeinschaften, Sportvereine usw. die Gehälter ihrer festangestellten Mitarbeiter aus
eigenen Mitteln und Rücklagen zahlen und sie so nicht dem Steuerzahler aufbürden (können) oder eben doch.
Zumindest diesen Vorwurf kann man der NAK nicht machen. :wink:

Comment

Re: Geben ist seliger denn nehmen - eine Falle?

#10 Beitrag von Comment » 19.06.2014, 09:30

minna,

wenn man den Ausgabenetat der öffentlichen Hand durchforsten wollte, da wären mit Sicherheit sehr viele Positionen auffällig, die man lieber gänzlich streichen wollte. Es sind nun mal die gewählten (!) Abgeordneten in den Organen, die darüber abstimmen. Was will der Bürger anders machen?



GG001,

sich einbringen - ja, das ist in allen Gemeinschaften wichtig. Das muss Schneider gar nicht betonen. Leider ist, wie Sie ja auch erwähnen, die Beteiligung der Mitglieder von Kirchen i.d.R., z.B. bei der NAK, sehr eingeschränkt und läuft traditionell nur auf den bekannten vorgegebenen Nebengleisen, die kaum Begeisterung unter den Aufgerufenen bewirken können. Sicher, Kirche putzen u. ä. ist auch wichtig; was aber ist mit anderen Ressourcen unter den betroffenen Menschen, die, könnten sie sich entfalten, mehr Interesse und Beteiligung brächten? Da werden Möglichkeiten viel zu viel argwöhnisch betrachtet und daher bewusst ausgebremst durch die Leitung: 'Wehret den Anfängen, wo kämen wir denn hin, wenn künftig die Basis ..." Und so bleibt alles schön in gewohnter Weise: Aufrufe sich einzubringen JA, ABER bitte dort, wo gewohnt ! Programmierter Stillstand sozusagen.

Com.

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