Kann man als Christ leben, ohne Konfession?

Alles rund um die Sondergemeinschaft Neuapostolische Kirche (NAK), die trotz bedenklicher Sonderlehren (u.a. Versiegelung, Entschlafenenwesen mit Totenmission, Totentaufe, Totenversiegelung und Totenabendmahl, Heilsnotwenigkeit der NAK-Apostel, Erstlingsschaft, ..), weiterhin "einem im Kern doch ... exklusiven Selbstverständnis", fehlendem Geschichtsbewusstsein und Aufarbeitungswillen, speziell für die Zeit des Dritten Reiches, der DDR, der Bischoffs-Botschaft ("... Ich bin der Letzte, nach mir kommt keiner mehr. ..."), sowie ihrer jüngsten Vergangenheit und unter erheblichem Unmut ehemalicher NAK-Mitglieder, auch Aussteiger genannt, die unter den missbräuchlichen Strukturen und des auf allen Ebenen ausgeprägten Laienamtes der NAK gelitten haben, weiterhin leiden und für die die NAK nach wie vor eine Sekte darstellt, im April 2019 als Gastmitglied in die ACK Deutschland aufgenommen wird.
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Colette

Re: Kann man als Christ leben, ohne Konfession?

#21 Beitrag von Colette » 06.11.2017, 22:51

"Ich würde nur gern wissen, wie man es mit den Augen derer sieht, welche die NAK verlassen haben und heute ihren Weg gehen. Wie fühlen sie sich?"

Grizzlydame, ich kann nur von mir sprechen.

Persönlich kann ich mir ein Leben ohne Kirche nicht vorstellen. Ich brauche die Gemeinschaft der Gläubigen, dass gemeinschaftliche Mahl, die gemeinsame Anbetung Gottes. Außerdem liebe ich es mit der Gemeinde zu singen, dem Orgel-Vor- und Nachspiel zu lauschen. Das mag meiner Konditionierung, seit Kindesbeinen an, geschuldet sein.

Insgesamt halte ich es mit dem ehemaligen Papst Benedict: "Es gibt soviele Wege zu Gott, wie es Menschen gibt."

In meinem Umfeld gibt es einige Christen (so mancher hier würde sie nicht als solche bezeichnen wollen oder können ;-) ), die teilweise aufgrund negativer Erfahrungen keinen Bezug zu ihrer Kirche (mehr) haben, oder aber diejenigen, die von Kindesbeinen an, regelmäßigen Gottesdienstbesuch nie kennengelernt haben.

Ich glaube, dass NUR Gott in's Herz eines jeden Menschen schauen kann. :-)

Außerdem: Regelmäßiger Gottesdienstbesuch sagt doch überhaupt nichts über den Menschen aus! Wieviele gehen aus Tradition, oder um sehen und gesehen werden. :mrgreen:

Wie oft habe ich zu NAK-Zeiten erlebt, dass der Gottesdienstbesuch nach einem "klangvollen" Chor bewertet wurde. Inhaltlich war bei Nachfragen nichts weiter vorhanden.

Mir kommt es im nachhinein oft so auf den Geist: Der Gottesdienst war schön (inhaltlich weiß ich nichts mehr..) Warum: Weil man bereits "eingeschlafen" ist, bekannte Floskeln gönnen einem den "Kirchenschlaf". ;-)

Jeder kritische Gedanke, der von den noch "Wachen" auf den Punkt gebracht wird, gilt als ketzerisch, verleumdnerisch.

Aus meiner heutigen Sicht, hätte die NAK schon vor mehr als 20 Jahren Reformen "ausdrücken, klar definieren müssen", um eine Chance zu haben.

Dieses wurde versäumt! Unter dem heutigen amtierenden STAP (den ich von Anfang an pers. für eine absolute Fehlbesetzung gehalten habe), wird es keine maßgeblichen geben. Hinzu kommt, dass dieser Mann so widersprüchlich predigt, dass es immer mehr Geschwister auffällt und sie seinen Gottesdiensten (in Übertragung) fernbleiben.

Meine pers. Einschätzung ist: Die Lawine (der Gemeindeschließungen) rollt. Je größer die Lawine wird, umso schneller rollt sie. Der Untergang der NAK - zunächst in Europa - ist nicht mehr aufzuhalten.

Die Kirchenleitung wollte es nicht, war aber bisher unfähig, dies zu verhindern.

Mein pers. Fazit.

Colette

Re: Kann man als Christ leben, ohne Konfession?

#22 Beitrag von Colette » 06.11.2017, 22:59

"Niemand! Weder Papst noch Stammapostel kennen deine Seele und haben darüber Macht!"

Mit dieser Aussage gehe ich absolut konform. :!: :!:

Martha

Re: Kann man als Christ leben, ohne Konfession?

#23 Beitrag von Martha » 07.11.2017, 09:15

Hallo Colette!

Wie gehst du persönlich mit den widersprüchlichen Aussagen um?
Informierst du dich über deine Kirche, deren Entwicklung usw?
Liest du Sekundärliteratur?

Johannes

Re: Kann man als Christ leben, ohne Konfession?

#24 Beitrag von Johannes » 07.11.2017, 10:15

Ich persönlich bin auch der Ansicht, dass zum Christsein eine Gemeinschaft der Gläubigen gehört. Natürlich gibt es auch Einzelkämpfer, ob gewollt oder nicht, aber Jesus hat immer Wert auf die Gemeinschaft gelegt (z.B: "wo zwei oder drei...."), es gibt die Feier des Heiligen Abendmmahls als Gemeinschaftsmahl, das Unser Vater ist im Plural verfasst, etc.

Und es ist auch ein besonderes Erleben in der Gemeinschaft, es war ein Charakteristikum der Urkirche ("Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet"), also das gemeinsame Erleben, das gemeinsame Feiern eines Gottesdienstes ist ein Teil des Christentums. Allerdings sollte es nicht unter konfessionellem Zwang geschehen, dominiert von ideologischen Vorgaben, sondern eine allumfassende, freiwillige Zusammenkunft sein.

Magdalena

Re: Kann man als Christ leben, ohne Konfession?

#25 Beitrag von Magdalena » 07.11.2017, 10:48

Ihr Lieben,

ich will mich hier nur mal einklinken, um kundzutun, dass das o. g. Lied "Bist du ein Christ nach dem Bekenntnis" AGB Nr. 155 von Hainlin stammt, der lt. AGB 1790 geboren wurde. Ich nehme ganz stark an, dass er nicht der NAK angehörte. Die meisten Lieder der Gesangbücher bzw. auch sehr viele der Chormappen stammen eben nicht von NAKlern. Vor ein paar Jahren habe ich die Herkunft der Lieder mal untersucht und war verblüfft - "unsere so schönen Lieder" waren gar nicht "unsere", sondern stammen von verschiedenen Denominationen, wobei - wie ich schon hier mal gesagt hatte - viele dieser Lieder NAK-mäßig zurechtgestutzt wurden. Das heißt, die Macht und Kraft Jesu Christi wurde in vielen Liedern "relativiert". Wenn es jemanden interessiert - ich habe da eine interessante Aufstellung. Merkwürdig, dass die alten Liederdichter solche Texte schreiben konnten, wo sie doch noch nicht von einem Apostel mit dem Heiligen Geist ausgerüstet waren ... :mrgreen:

R/S

Re: Kann man als Christ leben, ohne Konfession?

#26 Beitrag von R/S » 07.11.2017, 10:52

Nur nochmals zur Klarstellung:
Die Ausgangsfrage war, ob man als Christ auch ohne Kirche/Konfession leben könne.
Meine Grundsatzantwort war: Als Christ wahrscheinlich nicht, aber als jemand, der die Lebensphilosophie Jesu verinnerlicht hat/verinnerlichen will sicherlich.
Das tangiert nicht die Frage, ob man auch als solcher in einer Gemeinschaft leben könne bzw. ob es für einen Nachfolger Jesu u.U. nicht förderlich wäre, in einer solchen zu leben. Es ist wahr: Der Mensch ist i.d.R. ein Gemeinschaftswesen und kann in der Gemeinschaft in aller Regel mehr erreichen als als Einzelkämpfer.
Nachdem es freilich so viele Arten des Glaubens gibt, wie es Menschen gibt, ist es u.U. nicht immer ganz einfach, größere Formen von Gemeinschaften dieser Art zu haben. Es reicht nicht wie z.B. im Fußball, die Vereinsfarben im Kopf zu haben, um sich im Stadion nicht ins gegnerische Lager zu setzen ... :mrgreen:

Magdalena

Re: Kann man als Christ leben, ohne Konfession?

#27 Beitrag von Magdalena » 07.11.2017, 11:09

R/S hat geschrieben:Es ist wahr: Der Mensch ist i.d.R. ein Gemeinschaftswesen und kann in der Gemeinschaft in aller Regel mehr erreichen als als Einzelkämpfer
Ja, lieber R/S, so ist es: In der Regel.
Aber es gibt doch Menschen, die dieser Regel nicht entsprechen. Ich denke da z. B. an Wilhelm Tell - leider nur sinngemäß: "Der Starke ist am stärksten allein." Dieser Ausspruch Schillers wurde auch in der DDR sehr bemängelt und uns im Literaturunterricht als äußerst falsch dargestellt. So wie es Herr Fehr ebenfalls sagte und hier schon zum Ausdruck gebracht wurde: "Einzelkämpfer kommen nicht ans Ziel."

Jeder Mensch ist halt anders, und ich bin davon überzeugt, dass es zwar in einer Gemeinschaft von Christen sehr schön sein kann und auch für viele sehr angebracht ist. Für mich ist aber jede Enge, jede feste Bindung nicht mehr möglich. Ich habe in der NAK zu viele Federn lassen müssen, ich will in kein Korsett mehr hinein. Für mich persönlich spielt nur meine enge Verbindung zu Gott und Jesus Christus eine Rolle - da finde ich meinen Frieden und meine Ruhe.

R/S

Re: Kann man als Christ leben, ohne Konfession?

#28 Beitrag von R/S » 07.11.2017, 12:04

Magdalena: ... ich bin davon überzeugt, dass es zwar in einer Gemeinschaft von Christen sehr schön sein kann ...
Wohl wahr, liebe Magdalena, aber im Grunde ist das auch der eigentliche Knackpunkt. Gläubige (um das Wort Christen zu vermeiden, weil es immer an Kirche gebunden ist) können problemlos sog. Sozialgemeinschaften bilden, in denen ganz im jesuanischen Sinn Solidarität und Nächstenliebe usw. als äußerer Ausdruck eines ganz real gelebten Gottglaubens die bestimmenden Faktoren sind.
Genau dazu aber braucht es keine Kirche, wie die Glaubensgruppierungen im ersten Jahrhundert (unter mindestens 13 unterschiedlichen theologischen Vorgaben, sic!) bewiesen. Kirche braucht es, wie uns unser NAK-Spezialist ganz krass verdeutlicht, um (meist traditionelle) Glaubenstheoreme klerikalistisch zu verwalten und in div. gewichteten Heilshierarchien zu verklausulieren, um so Herrschaftssystem des Glaubens herzustellen, die dann für einfache Gemüter und/oder indoktrinär sozialisierte Genossen (die sich meist der eigenen schöpferischen Denkkraft ab einem bestimmten Punkt verweigern) als überlebensnotwendiges Glaubensgeländer verkauft werden.

Grizzlydame

Re: Kann man als Christ leben, ohne Konfession?

#29 Beitrag von Grizzlydame » 07.11.2017, 13:20

Ich danke Euch für die interessanten Antworten :idea: :!: :!: :!:
Melde mich aus Zeitgründen später wieder! :)

curato

Re: Kann man als Christ leben, ohne Konfession?

#30 Beitrag von curato » 07.11.2017, 13:45

Magdalena hat geschrieben: Die meisten Lieder der Gesangbücher bzw. auch sehr viele der Chormappen stammen eben nicht von NAKlern. Vor ein paar Jahren habe ich die Herkunft der Lieder mal untersucht und war verblüfft - "unsere so schönen Lieder" waren gar nicht "unsere", sondern stammen von verschiedenen Denominationen, wobei - wie ich schon hier mal gesagt hatte - viele dieser Lieder NAK-mäßig zurechtgestutzt wurden. Das heißt, die Macht und Kraft Jesu Christi wurde in vielen Liedern "relativiert". Wenn es jemanden interessiert - ich habe da eine interessante Aufstellung. Merkwürdig, dass die alten Liederdichter solche Texte schreiben konnten, wo sie doch noch nicht von einem Apostel mit dem Heiligen Geist ausgerüstet waren ... :mrgreen:
Liebe Magdalena,
warum waren Sie verblüfft? In der Mappe waren doch bspw. schon immer die Lebensdaten von Dichter und Komponist angegeben (im Gesangbuch früher nicht, so ich mich dunkel erinnere). Aber bei vielen Lieder war doch recht deutlich, dass sie nicht aus der NAK stammen (Gerhardt, Luther, Spitta...) oder den Liedern für das Kirchenjahr.

Dass Lieder konfessionell zurechtgestutzt werden, ist übrigens keine NAK-Marotte. Das findet man woanders auch. Beispiel: Der Klassiker "Es ist ein Ros entsprungen" deutet im katholischen Original auf Maria hin, in protestantischen Varianten wird dann Jesus zur Rose. Protestanten und Neuapostolische singen: "hat sie ein Kind geboren, wohl zu der halben Nacht" - Katholiken singen original: "hat sie ein Kind geboren, und blieb doch reine Magd".

Der Heilige Geist hat schon immer geweht und inspiriert. Das hat nichts mit der Ausrüstung mit der Gabe des Geistes zu tun. Schon durch die Propheten sprach der Heilige Geist...

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