Ich erinnere mich eines Jahrzehnte zurückliegenden Vorfalls, ich war damals Azubi bei einer Bank. Azubi-Aufgabe war, morgens die Türen zur Schalterhalle zu öffnen. Schon einige Zeit zu früh stand dort eine kleine Gruppe schwarz gekleideter Menschen, die immer wieder an der Tür rüttelten und die Öffnung kaum abwarten konnten. Kaum geöffnet stürzten sie eilig zu einem Berater und erklärten, ihr Vater sei soeben verstorben, sie seien die Erben und wollen sofort einen Überblick über das ererbte Vermögen. Der Vater habe ihnen versprochen, wenn sie sich intensiv um ihn kümmerten und ihn gut pflegten, würde nach seinem Tod ein erhebliches Vermögen bei der XY-Bank auf sie warten. Kaum noch nötig zu erwähnen, dass der alte Herr nichts hinterlassen hatte. Ausser ein paar DM auf einem schmalen Rentenkonto gab es nichts. Die gierige Gruppe der enttäuschten Erben zog laut protestierend und klagend ab. Noch nach Jahren amüsierte man sich in der Bank königlich über diesen Vorfall und beglückwünschte den Verstorbenen zu seiner Weitsicht - er schien die Meute seiner Erben gut gekannt zu haben. Möge er schmunzelnd auf seiner Wolke sitzen.

Was ich damit sagen will?
Wer sich für ein versprochenes Erbe ins Zeug legt, sollte sich versichern, dass es was zu erben gibt.
Dass vor dem Antritt eines Erbes unweigerlich der Tod des Erblassers steht, macht das
Gleichnis irgendwie... albern.