
angeregt durch einen Fernsehbericht über die Praktiken der alten Ägypter bei der „Totenmumifizierung“ verfiel ich auf die Überschrift: „Hirn oder Herz?“. Nach meinen Beobachtungen verändert sich unser unmittelbares religiöses Umfeld immer mehr. Einerseits droht es zu verkopfen und andererseits droht es in Traditionen zu erstarren.
Im Evangelischen Gesangbuch steht unter der Nr. 369 ein altehrwürdiges Lied von Georg Neumark (1641 / 1859). Ich stelle die ersten zwei Strophen ein:
„1. Wer nur den lieben Gott lässt walten und hoffet auf Ihn allezeit. Der wird Ihn wunderlich erhalten, in aller Not und Traurigkeit. Wer Gott dem Allerhöchsten traut, der hat auf keinen Sand gebaut.
2. Was helfen uns die schweren Sorgen? Was hilft uns unser Weh und Ach? Was hilft es dass wir alle Morgen, beseuftzen unser Ungemach? Wir machen unser Kreuz und Leid nur größer durch die Traurigkeit.“
Jetzt frage ich mal in die Runde: „Kann man dieses Lied heutzutage noch mit innerer Überzeugung mitsingen?" Ich schon…! Mit der ersten Strophe besinge und bezeuge ich mein Gottvertrauen. Mit der zweiten Strophe mache ich mir Mut an jedem neuen Tag.
Zurück zu den alten Ägyptern. Sie entnahmen dem Leichnam sämtliche Organe und Eingeweide, auch das Hirn. Das Herz aber beließen sie an seiner Stelle.
(vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Mumifizier ... rnentnahme )
Mal abgesehen davon, dass die religiösen Hintergründe für diesen uralten ägyptischen Totenkult auf irrigen Annahmen beruhten, was mit einem Verstorbenen Menschen nach seinem Ableben, in einem wie auch immer gearteten Jenseits geschieht, das Herz war den Leuten damals wichtiger als das Hirn.
Jetzt werde ich ausnahmsweise ein wenig spitzfindig: „Herz oder Hirn? Herz ohne Hirn?“ Hirn ohne Herz?" Wir wissen, dass Herz und Hirn entweder im Grab vermodern oder im Krematorium verbrennen. Im Tode werden beide Organe nicht mehr gebraucht. Im Leben wirken Herz und Hirn zusammen damit man überhaupt am Leben bleiben kann.
Nun gibt es Menschen, meist freundliche und gutgläubige Zeitgenossen mit viel Herz, Einfühlungsvermögen und Mitgefühl. Gut das es die gibt...! Nur dürfen die Ihren Denkapparat nicht ausschalten, um sich fortan nur noch von Gefühlen leiten zu lassen.
Dann trifft man auf die andere Gruppe. Das sind Menschen, die sich von ihrem Denkapparat beherrschen lassen. Zeitgenossen, wie man landläufig sagt: „reine Verstandesmenschen“, denen Gefühle nicht nur suspekt sind, sondern viele von denen lassen überhaupt keine Gefühle mehr zu.
Eine tief enttäuschte Frau sagt: „Als meine Liebe zertreten wurde, da ließ ich fortan keine Liebe mehr zu.“ Eine bedauerliche Person…!
Nein, Herz und Hirn bedingen einander und müssen im Gleichklang zusammenwirken, gerade auch in religiöser Hinsicht. Auf diesem Gebiet sollte man sich jeden Tag neu mit der Frage auf die Waage stellen: „Herz oder Hirn?“
Liebe Grüße, landauf und landab, vom alten Meaximin
