
J. W. v. Goethe schreibt in seinem Faust: „Es irrt der Mensch solang erlebt.“ Ein längst verstorbener Jäger lud mich zu einem Jagdausflug ein. Wir saßen bis in den frühen Morgen auf einem Hochsitz. Außer unserer Abwehr gegen Mücken fanden keine Kampfhandlungen statt. „Null Bock!“ Auf dem Heimweg meinte der alte Mann: „Nichts Genaues lässt sich mit Bestimmtheit kaum bezweifeln.” Er war sich so sicher gewesen, dass er in dieser Nacht den zuvor lange beobachteten „alten Bock“ niederstrecken könnte.
Ein weltweit hoch geschätzter Ingenieur plante eine Brücke und ließ sie gemäß seinen Berechnungen errichten. Nach kurzer Zeit brach die Brücke während eines furchtbaren Sturmes ein. Dabei kamen viele Menschen um ihr Leben. Die Rechtfertigung des Ingenieurs war: „Ich habe mich geirrt.“
Eine Bauaufsichtsbehörde genehmigte die Errichtung einer Eislaufhalle. Nach einem außergewöhnlich starken Schneefall stürzte die Decke der Eislaufhalle unter der großen Schneelast zusammen und erschlug Menschen. Auch hier kam später die Antwort: „Wir haben uns geirrt!“
Vielleicht hat sich ein Historiker einmal die Mühe gemacht, eine Liste der folgenschwersten Menschheitsirrtümer zu erstellen und die Einzelfälle gründlich zu analysieren. Gäbe es eine solche Liste tatsächlich, dann bin ich mir ganz sicher, dass sich darin auch Irrtums-Beschreibungen wiederfänden, die die verschiedensten Religionen beträfen. Ein Beispiel möchte ich erwähnen:
Galileo Galilei (* 15. Februar 1564 in Pisa; † 8. Januar 1642 in Arcetri bei Florenz) hatte erkannt, dass unsere Erde nicht der Mittelpunkt des uns umgebenden Universums ist. Dass sich nicht die Sonne um die Erde dreht, sondern umgekehrt. Auf Druck der (damals) alleinseligmachenden römisch-katholischen Kirche widerrief er seine Erkenntnisse, um nicht auf dem Scheiterhaufen verbrannt zu werden. Die angeblich allwissende römisch-katholische Kirche brauchte rd. 370 Jahre, um ihren Irrtum öffentlich einzugestehen.
Eine im Vergleich zur römisch-katholischen Kirche vergleichsweise kleine Sonderkirche, die NAK, hält sich nach wie vor für die einzig seligmachende Kirche. Nur sie setze die urchristliche Gemeinde Jesu fort, weil nur in ihren Reihen der hl. Geist Gottes wirkt, der zu aller Wahrheit und Klarheit führt.
In bestimmten theologischen Fragen hörte man ihre Leitungspersönlichkeiten noch vor wenigen Jahren aber doch antworten: „Wir wissen es nicht!" Das hörte sich im ersten Augenblick so an, als wären sie zur Vernunft gekommen, als dämmerte ihnen die eigentliche Bedeutung des Begriffs „Demut“. So wie sich diese Sonderkirche inzwischen aber neu darstellt, muss man zu dem Schluss kommen, dass ihr in Wahrheit nichts dämmert außer „Abenddämmerung“. Schade, dass sie auf halbem Wege wieder umgekehrt und rückwärts gegangen ist.
Man hätte ihr einen entschlossenen Schritt in eine sicherere Zukunft gewünscht. Der Weg rückwärts wird es ihr zweifellos nicht ersparen, eines Tages ebenfalls eingestehen zu müssen: „Wir haben uns geirrt.“ Und das wäre beileibe kein Gesichtsverlust, sondern demütiges Stille stehen an denen von Gott gezogenen Grenzen.
Liebe Grüße, landauf und landab, vom alten Maximin
