der berühmt berüchtigte Volksmund ist zuweilen knallhart, wenn er beispielweise sagt: “Gibst du mir, dann geb ich dir“. Kehren wir diese Zumutung um: „Du bekommst nichts von mir, wenn du mir nichts von dir gibst.“ Mit marktwirtschaftlichen Prinzipien hat das nur auf den ersten Blick etwas zu tun. Oder vielleicht doch…?
Nun wird in diesem friedlichen kleinen Forum oft über das sogenannte „Opfer“ diskutiert. Und darüber möchte jetzt sprechen.
Ich halte es für eine irreführende Polemik den Kirchenbetrieben, egal welcher Name draußen dranhängt, vorzuwerfen, dass sie die Leute eigentlich nur „abzocken“. Kollekten, Kirchengelderhebungen, Kirchensteuern usw. wird unterstellt, dass sie nur dazu dienen, den „Laden“ am Laufen zu erhalten. Was ist daran auszusetzen...? Pardon, kein Kaninchenzüchterverein überlebt ohne Mitgliedsbeiträgen.
Natürlich besteht zwischen einem Kirchenbetrieb und einem Kaninchenzüchterverein ein wesentlicher Unterschied. Kirchenbetriebe behaupten, dass das ihnen anvertraute Geld ein Opfer für Gott ist, der im Gegenzug Segen (beistehendes Wohlwollen) verteilt. Die Kaninchenzüchtervereine behaupten das nicht. Sie decken damit lediglich ihre laufenden Kosten.
Alle religiösen Kulturen glaubten und glauben, ihre Götter durch Opfergaben wohlwollend stimmen zu können und zu müssen. Erinnern sie sich? “Gibst du mir, dann gebe ich dir!“ Keine Leistung ohne Gegenleistung.
Interessanterweise forderte Gott von den ersten Menschen keine Opfer. Da war Gott Geber und nicht Nehmer. Übrigens war der spätere Brudermörder Kain der erste Opferer und nicht sein Bruder Abel (vgl. 1. Mose 4, 3-8).
Nein, ich halte dafür, dass sich der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, der Vater unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus, durch Opfergaben nicht bestechen lässt. ER sieht uns ins Herz und kennt unsere Gedanken von ferne.
Wenn denn der letzte jüdische Tempel in Jerusalem in Wahrheit Gottes Wohnung gewesen sein sollte, dann stellt sich doch die Frage, warum ER es zugelassen hat, dass die heidnischen Römer sein „Haus“ in Schutt und Asche legen durften. Kann man dann aber nicht zugleich schlussfolgern, dass mit dem Untergang dieses „Gotteshauses“ Zeichen gesetzt wurden? Welche denn?
Drei fallen mir ein: Erstens hörte der traditionelle jüdische Opferdienst über Nacht auf. Zweitens wurde den Juden ihr zentrales Heiligtum, die „Hütte Gottes“, weggenommen. Drittens wanderten die meisten der Kinder Israels damals in alle Welt aus. Was aber nahmen sie außer Erinnerungen mit?
Sie hatten die hl. Schriften, Gottes geschriebenes Wort, im Gepäck. Und egal wohin sie kamen. Überall gründeten sie Schulen (Synagogen), in denen sie neben gewissen rituellen Handlungen in erster Linie Gottes geschriebenes Wort studierten und darüber bis heute diskutieren. Den uralten Opferdienst wollte der Gott ihrer Väter nicht. Er hat ihn eigentlich nie wirklich gewollt (vgl. Jesaja1, 11: „Was soll mir die Menge eurer Opfer, spricht der HERR. Ich bin satt der Brandopfer von Widdern und des Fettes von Mastkälbern und habe kein Gefallen am Blut der Stiere, der Lämmer und Böcke.“
Das religiöse Judentum hat aber an die Stelle des überflüssig gewordenen Opferdienstes etwas anderes gestellt. Was denn? Sie begründeten eine Freiheit des eigenverantwortlichen Nachdenkens über die hl. Schriften, das geschriebene Wort Gottes. Das jüdische Religionssystem erlaubt nicht nur unterschiedliche Interpretationen (Auslegungen) der. hl. Schriften. Mehr noch, es fordert den einzelnen Menschen heraus sich der Gegenwart Gottes im geschriebenen Wort zu stellen und sich mit IHM persönlich auseinanderzusetzen. "Sacrificium intellectus" - Opfer des Verstandes. http://de.wikipedia.org/wiki/Sacrificium_intellectus
Als Sonntagsschulkind brachte man mir bei, dass Gott meine Groschen nicht braucht. An dieser weisen Erkenntnis halte ich bis heute unerschütterlich fest. Richtig ist andererseits aber auch, dass mein Kirchenbetrieb ohne „Kohle“ nicht funktionieren kann. Entscheidend ist doch, dass man das eine vom anderen unterscheiden kann. Gib also Gott was Gottes ist und gib dein Geld dem, der es zum Überleben braucht. Wer immer das ist, wie immer er sich auch nennt. Pass aber achtsam auf, dass du nicht betrogen wirst.
Liebe Grüße, landauf und landab, vom alten Maximin
