DIE KUNST ZU VERZEIHEN...

Für Zweifler und andere gute Christen
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#91 Beitrag von autor » 20.02.2009, 13:29

Flummi hat geschrieben:Also Leute, ich will ja bis zu meinem Lebensende auch mal fertig werden mit all meinen (Glaubens) Fragen ...
... irgendwann muss einmal Schluss sein. Ich denke, jeder Mensch hat einmal die Sehnsucht, mit irgendetwas „ein für alle mal fertig zu werden“. Woher kommt dieser irre Anspruch in uns, diese paradiesische Vision?

Bei nüchterner Betrachtung werde ich mir bewusst, dass es im Menschsein nie ein „Fertig-Werden“ geben kann – nicht nur in Glaubensfragen. Dieses Bewusstsein macht mich nicht glücklich. Denn ebenso wie die Gewissheit der Unendlichkeit und Gleichzeitigkeit des Sinn- und Unsinns jeglichen Erkennens wohnt mir der Drang zum „Erkennen“ inne.

Was bleibt denn da zu tun?


a.

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#92 Beitrag von autor » 20.02.2009, 14:21

Jetzt fällt es mir ein.

Ich fragte, woher der Anspruch käme, mit etwas „fertig werden“ zu können. Dieser Anspruch kommt wohl nicht aus der Kontemplation, aus dem Nachdenken, sondern aus der Erfahrung des Handelns, der Praxis. Denn im praktischen „Tun“ kann ich „Werke“ vollbringen. Im Abschluss einer Tat – im Bewusstwerden etwas „gemacht“ zu haben – erlange ich Befriedigung. Handeln macht glücklich, sagt mir meine Lebenserfahrung.

Warum dann nicht das Nachdenken einstellen und einfach „tun“? Eine unzulässige Frage, denn man kann nicht einfach „tun“, man kann nur „etwas“ tun. Die Frage nach diesem „etwas“, das: „Was tun?“, schließt wieder den Kreis zu den denkerischen Handlungsgrundsätzen. Diese Handlungsgrundsätze müssen offenbar die richtigen sein damit man glücklich sein kann. „Liebe und tue was du willst.“ (Augustinus) verhieße reines Glück, wenn man nur wüsste was „Lieben“ ist und warum und auf welche Art und Weise und ... so weiter.

Ich vermute, dass ohne das Annehmen von Ungewissheiten in der Erkenntnis und ohne das Akzeptieren von Unvernünftigkeiten, wie z.B. das Nachspüren nach handlungs- und gedankenleitenden Empfindungen des „Herzens“ oder der „Seele“, befriedigendes Leben nicht möglich ist.

Diese „Erkenntnis“ hilft nur insofern weiter, als dass sie den glückbringenden Handelnsantrieb ins unvernünftige Innere des Menschen verweist. Und an dieser Stelle sind sich alle gleich: die die sich diese Gedanken gemacht haben und jene die sich diesen Fragen gar nicht stellten.

Immer noch: Was tun?


a.

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Loreley 61
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#93 Beitrag von Loreley 61 » 20.02.2009, 14:35

Augustinus hat schon Recht!

Es gibt nur LIEBE oder ANGST

Alles was wir uns gegenüber (und anderen gegenüber) aus Liebe tun, kann niemals verkehrt sein. Auch die Selbstliebe ist wichtig. Habt ihr euch schon mal vor den Spiegel gestellt und laut gesagt: Ich bin Göttin (Gott), bin mächtig, stark, schöpferisch, liebevoll, liebenswert...usw.? Affirmationen, die Wunder wirken................

Neid, Hass, Eifersucht, Rache - all das ist Zeichen unserer Angst.

Ist jetzt wieder etwas zu einfach ausgedrückt. Heute habe ich den ersten Band des e-books (Gespräche mit Gott) zuende gelesen. Deine Fragen, lieber Autor, werden dort beantwortet. Ich stelle den link nochmals ein.

http://www.sapientia.ch/E-Buecher/GMG/Band1.pdf

LG, Lory
Unsere Gedanken und Gefühle werden durch unsere Überzeugungen geformt.
Was du tief in dir und oft unbewusst denkst, das zeigt die größte Wirkung in deinem Leben.
Brauche nichts ... wünsche alles ... und wähle, was sich zeigt!
______
Namaste

Hannes

#94 Beitrag von Hannes » 20.02.2009, 14:36

Flummi hat geschrieben:Also Leute, ich will ja bis zu meinem Lebensende auch mal fertig werden mit all meinen (Glaubens) Fragen aber hier gibts ja keinen Input - scheinbar. Wo sind denn die Intellektuellen Glaubens - Highflyer, die LUST auf Ideenaustausch haben???
Oder muß ich wirklich erst :x werden?
:wink:
Flummi,

kennst Du das Buch "Nicht so viel denken - mehr lieben" von Ayya Khema. Da geht es um einen Dialog zwischen Jesus und Buddha ... und alleine der Titel hilft mir oft raus aus dem Gedankenkarussel. Gerade wenn ich (immer wieder) versuche meine Emotionen und Erlebnisse intellektuell zu betrachten und zu verarbeiten. Dabei weiss ich dann zwar noch mehr - aber ich stehe immer noch da, wo ich vorher war.

Ich war diese Woche in einem Vortrag mit dem Tital "Stirb und werde" - es ging um schamanistische Begleitung auf einem spirituellen Weg. Klingt erst einmal fremd, aber während des Vortrages dieses Autors (er hat viele Schamanen begleitet und interviewt) ist mir einiges klarer geworden. Der Autor berichtete z.B., dass alle Schamanen diesen Christus als einen der wichtigsten Schamanen bezeichnen.

Stirb und werde ... das war der Christus-Weg (und auch ein paulinisches Thema).
autor hat geschrieben:... irgendwann muss einmal Schluss sein. (...)
Bei nüchterner Betrachtung werde ich mir bewusst, dass es im Menschsein nie ein „Fertig-Werden“ geben kann – nicht nur in Glaubensfragen.
Genau das wollte uns Christus vermitteln - sterben und wieder neu werden und dann womöglich wieder sterben ... das ist der Lauf der Dinge. Und so sterben wir auf Gott zu - immer erneuert.

Und das, wertes Flummi, ist eben nicht intellektuell zu erfassen, sondern muss am eigenen Leib, womöglich schmerzhaft, erlebt werden. Auch wenn zumindest ich es so gerne intellektuell abhandeln würde ... :oops:
uhu-uli hat geschrieben:Ein Neuanfang und Vergebung und Vertrauen und Liebe ...
Genau so ... und das immer wieder!

LG - Hannes


ps. Und trotzdem bin ich dankbar, dass es die Tolles und Krishnamurtis und Thich Nhat Hanhs und Walsh und Flummis gibt. Weil sie alle, wie auch die anderen Schamanen (Goethe war auch so einer) uns auf den Weg schicken und Hilfestellung geben und anregen ... weiter gehts ...

Maximin

SCHULDVERHÄLTNISSE...

#95 Beitrag von Maximin » 20.02.2009, 14:44

Es geht hier ja um die Kunst des Verzeihens, um das Vergeben können. Nun sagt einer: „Also Leute, ich will ja bis zu meinem Lebensende auch mal fertig werden mit all meinen (Glaubens) Fragen.“ Themenbezogen liegt der ja nicht falsch.

Im Vaterunser bitten wir Gott: „Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.“

Hier ist m. E. von 4 verschiedenen Schuldverhältnissen die Rede: Um meine Schuld gegen Gott, um unvergebene Schuld die mein Gewissen belastet, um die unvergebene Schuld gegenüber meinen Mitmenschen und um die Schuld die ich anderen nicht vergeben kann.

Wenn ich mir schon selber nicht vergeben kann, mich mit meinen Schulden unablässig selber peinige, wie wahrhaftig kann dann mein Vergeben gegenüber meinem Nächsten sein? Höre ich den Zuspruch: Durch das verdienst Jesu hast Du Vergebung erfahren, dann sollte sich ein gläubiger Christ schuldenfrei wissen.

Bin ich aber tatsächlich schuldenfrei, wenn ich mir selber und schon gar nicht anderen verzeihen kann? Das glaube ich nicht. In diesem Punkt ist die o. a. Aussage voll zutreffend: „Also Leute, ich will ja bis zu meinem Lebensende auch mal fertig werden mit all meinen (Glaubens) Fragen.“

Das ist aber auch wahr: Vergebung muss angenommen werden. Die von Gott, die gegenüber mir selbst und erst recht die von meinen Mitmenschen. Wer das nicht hinbekommt, der hat ein Problem und wird wohl nie richtig fertig.

Übrigens, durch meinen Glauben an den lebendigen Gott im Verdienst Jesu Christi bin ich vor IHM gerechtfertigt. Im Zusammeneben mit mir selbst und mit meinen Mitmenschen reicht Glauben nicht aus. Da besteht dringender Handlungsbedarf.

Micha grüßt, landauf und landab. + + +
Zuletzt geändert von Maximin am 20.02.2009, 14:49, insgesamt 2-mal geändert.

Hannes

#96 Beitrag von Hannes » 20.02.2009, 14:45

Loreley 61 hat geschrieben:Es gibt nur LIEBE oder ANGST
(...)
Neid, Hass, Eifersucht, Rache - all das ist Zeichen unserer Angst.
Ich glaube ja, dass es nur Liebe gibt und daraus folgend all die anderen von Dir beschriebenen Zustände. Also sozusagen Liebe und die Abwesenheit von Liebe.

Aber das ist schon wieder intellektuelles Geschwätz, gell! :wink:

LG - Hannes


ps. Haste die anderen Bände der Gespräche mit Gott schon gelesen? Auch sehr inspirierend ...

Hannes

Re: SCHULDVERHÄLTNISSE...

#97 Beitrag von Hannes » 20.02.2009, 14:51

Maximin hat geschrieben:Vergebung muss angenommen werden. Die von Gott, die gegenüber mir selbst und erst recht die von meinen Mitmenschen. Wer das nicht hinbekommt, der hat ein Problem und wird wohl nie richtig fertig.
Ja, das ist wohl wahr - aber da hier auch die Psyche und das Unterbewusste manchmal einen übermächtigen Einfluss auf den Gefühlshaushalt eines Menschen haben und ihm den Weg zu dem Anderen und auch zu sich selbst versperren ... ist das "Fertigwerden" (das es ja nicht geben kann) ein unlösbares Problem.

LG - Hannes

Maximin

DIE LIEBE...

#98 Beitrag von Maximin » 20.02.2009, 14:55

(1) Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte die Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle. (2) Und wenn ich prophetisch reden könnte und wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, sodass ich Berge versetzen könnte, und hätte die Liebe nicht, so wäre ich nichts. (3) Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und ließe meinen Leib verbrennen und hätte die Liebe nicht, so wäre mir's nichts nütze.

Geheimnis des Glaubens :wink:

Hannes

Re: DIE LIEBE...

#99 Beitrag von Hannes » 20.02.2009, 14:59

Maximin hat geschrieben:Geheimnis des Glaubens :wink:
... aber für manche auch fast unüberwindbare Hürde des Glaubens (wenn ich an z.B. traumatisierte Menschen denke).

LG - Hannes

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tosamasi
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#100 Beitrag von tosamasi » 20.02.2009, 15:12

Loreley 61 hat geschrieben:Augustinus hat schon Recht!

Es gibt nur LIEBE oder ANGST[...]
Neid, Hass, Eifersucht, Rache - all das ist Zeichen unserer Angst.
Ich kann das nicht bestätigen. Es gibt doch auch die Gleichgültigkeit, es gibt Menschen, die man völlig neutral betrachtet, ganz abseits von negativen oder positiven Gefühlen, z. B. die Kassiererin im Supermarkt, den einen oder anderen Nachbarn etc.
Nur der Einfältige fürchtet die Vielfalt
tosamasi

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