Provokant gefragt: Gibt es Gott? Was tut er den ganzen Tag?

Für Zweifler und andere gute Christen
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Adler

#51 Beitrag von Adler » 12.03.2009, 20:56

Lieber Hannes,

du schreibst u.a.
wie kommt man in die Lage "Gottes Hilfe" zu erkennen - und warum wird man in tiefster Not eigentlich "blind"? Und warum ist es Gottes Hilfe und nicht Menschen Hilfe? Und was ist mein und was ist sein (Gottes) Wille?
ich will einmal den Versuch wagen, Antworten auf deine Fragen zu finden.


Wie kommt man in die Lage Gottes Hilfe zu erkennen und warum wird man in tiefer Not blind?

Ist es nicht so, dass wenn ein Mensch in eine tiefe Notlage -ob natürlich oder seelisch/geistig- gekommen ist, er alles um sich herum nicht mehr so recht wahrnimmt? Alles drückt ihn zu Boden, er hat nicht mehr die Kraft nach oben zu sehen, er sieht nicht einmal den "Silberstreifen am Horizont" oder das "Licht am Ende des Tunnels". Um aber die Hilfe Gottes zu erkennnen, ist es wichtig sich aus diesem "Tal" zu erheben, einmal, im übertragenen Sinn, den Kopf zu heben und in das Licht zu schauen. Nur so kann dieser Mensch die angebotene Hilfe erkennen.

Warum ist es Gottes Hilfe und nicht die eines Menschen?

Ist es nicht so, dass sich Gott immer eines oder mehrerer Menschen bedient hat um einem oder mehreren Menschen zu helfen? Wie sollte Gott den persönlich eingreifen? Wir würden bei seinem Erscheinen vergehen. Wenn er aber Menschen als "Werkzeuge" oder besser als "Handlungsgehilfen" benutzt und zur Hilfe sendet, gibt er uns eine Hilfe oder Hilfestellung, welche für uns Menschen verständlich und erträglich ist.


Was ist mein, was ist sein(Gottes) Wille?



Gottes Wille ist es, allen Menschen zu helfen, dass sie dermaleinst zu ihm zurückfinden und er Gemeinschaft mit ihnen haben kann.

Mein Wille ist es, dazu die rechten Entscheidungen zu treffen.


Dies war der stümperhafte Versuch eines kleinen Menschlein, die überwältigende Größe unseres Gottes zu beschreiben.

LG Adler

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August Prolle
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#52 Beitrag von August Prolle » 13.03.2009, 00:29

Vielleicht sollte man den Titel dieses Threads mit einer Abstimmung kombinieren: "Gibt es Gott? – Ja. – Nein. – Weiß nicht." Falls ER hier mitliest (was ich hoffe), wüsste ER endlich, ob es IHN gibt oder nicht – und könnte sich gegebenenfalls in Luft auflösen. Natürlich nur, um sich von den Abstimmungsteilnehmern, insbesondere den NEIN-Sagern, ganz tief einatmen zu lassen... :wink:

Was ich damit sagen will: Die Existenz Gottes ist nicht davon abhängig, ob sie von uns geglaubt wird oder nicht. Gott wäre nicht Gott, wäre ER nicht größer als alles, was wir von IHM denken. (Jedenfalls ist mein Gott so einer.)

Längst habe ich mich daran gewöhnt, IHN nicht zu verstehen. Verstünde ich IHN, wäre ER ja wie ich – oder ich wie ER. (Das wäre mir sehr unangehm.) - Obwohl ich zugeben muss: In meiner Vorstellung hat ER viel von mir, nur dass ER tausendfach perfekter, liebevoller und besser ist – sozusagen ein August Prolle in groß. Allerdings hätte das August-Prolle-Über-Ich es niemals zugelassen, dass unschuldige Menschen Opfer willkürlicher Gewalt werden. Gott dagegen schon. Folglich muss mein Gottesbild falsch sein. Auf eine Korrektur werde ich dennoch verzichten, da ich mich sonst selbst verleugnen müsste. Und das wiederum will Gott nicht, meiner jedenfalls. Ein Dilemma.

Wahrscheinlich neigen wir alle dazu, die Idealvorstellung von uns selbst auf unser Gottesbild zu projezieren... Doch das ist eine unzulässige Verallgemeinerung. Bekanntlich ist der Mensch als solcher im Dekalog aufgefordert, sich von Gott kein Bild zu machen. Vielleicht deshalb, weil zwangsläufig ein "Selbstbild" dabei herauskommt?

Für mich wird Gott dort am verständlichsten, wo ER Mensch geworden ist. Dort kann ich IHN begreifen. Dort bekommt das Leben, auch meines, einen Sinn. Dort ist der Tod gestorben. Dort finde ich Erlösung. Nur dort.

Auf tergrams Frage, wozu wir Menschen Gott brauchen, kann ich nur sagen: Zum Leben. Vor dem Tod und danach. Interessanter – und allemal schwerer zu beantworten - erscheint mir die Frage: Wozu braucht ER uns?
.

Steppenwolf

#53 Beitrag von Steppenwolf » 13.03.2009, 06:58

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Zuletzt geändert von Steppenwolf am 21.04.2009, 11:09, insgesamt 1-mal geändert.

abendstern_
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#54 Beitrag von abendstern_ » 13.03.2009, 07:02

Einen Gott, den es gibt, gibt es nicht.
(Dietrich Bonhoeffer)

Vor einigen Jahren hat mir unser Kantor mal kurz vor der Aufführung der Johannes-Passion ungefähr folgendes gesagt:

Die Passion Christi endetfür mich nicht mit dem Tod Jesu. Sie geht weiter, tagtäglich unter den Menschen, wir alle nehmen daran teil und das wird so sein, bis ans Ende der Welt. Das tröstliche ist, dass Gott mitleidet, dass er mit durch die Tiefen geht, die wir zu durchleben haben.

Ich weiß, auch das ist nur wiederum ein Gottesbild. Aber es hilft weiter was das vom allmächtigen, allgütigen Gott, der scheinbar Dinge zulässt oder gar will, die wir nicht verstehen können. Bei der Beschäftigung mit der Theodizeefrage bin ich mal auf die Prozesstheologie gestoßen, die Gott in einem etwas anderen Licht sieht und ein etwas anderes Gottesbild zeichnet.
Zuletzt geändert von abendstern_ am 13.03.2009, 09:05, insgesamt 1-mal geändert.

Hannes

#55 Beitrag von Hannes » 13.03.2009, 08:27

abendstern_ hat geschrieben:Einen Gott, den es gibt, gibt es nicht.
(Dietrich Bonhoeffer)

Die Passion Christi endetfür mich nicht mit dem Tod Jesu. Sie geht weiter, tagtäglich unter den Menschen, wir alle nehmen daran teil und das wird so sein, bis ans Ende der Welt. Das tröstliche ist, dass Gott mitleidet, dass er mit durch die Tiefen geht, die wir zu durchleben haben.
:idea: :arrow: :!:

Gaby

#56 Beitrag von Gaby » 13.03.2009, 08:34

Im Islam steht sinngemäß (habe ich zumindest gelesen):
>>Und keiner ist ihm (Gott) gleich. Wenn aber nichts und niemand Gott gleich ist, dann ist jedes Bild von ihm falsch. Wer dennoch ein Bild von Gott macht, verbreitet über Gott die Unwahrheit, und das ist im Islam eine der schlimmsten Sünden überhaupt.<<
Und sich ein Bild von etwas machen beinhaltet ja nicht nur wie jemand aussieht, sondern auch welche Eigenschaften man Gott zuschreibt.
Und wo ich oft drüber nachgedacht habe, wenn wir nach seinem Bild geschaffen wurden und wir sowohl das "Gute" wie auch das "Böse" verkörpern (wie immer man gut und böse interpretiert), dann hat doch wohl auch Gott eine dunkle Seite. Im Gegensatz zum Judentum findet die dunkle Seite Gottes im Christentum gar keine Beachtung. Wo ich drüber nachgedacht habe, verkörpern die Menschen, die aus unserer Sicht "böse" sind Gottes dunkle Seite? Ist Gott auch mit dieser "dunklen Wirklichkeit" verwoben? Wenn unsere Welt ein Abbild Gottes ist, dann hat Gott doch beides, eine helle und eine dunkle Seite. Doch hat Gott uns mit Jesus nicht gezeigt, dass letzlich die "helle" Seite oberhand behält? Jesus fragte: "Eli, eli, lama asabthani" -> "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" Nach dem Schweigen Gottes kam die Antwort, Gott hat Jesus nicht verlassen, Jesus ist auferstanden, hat den Tod überwunden. Die Liebe Gottes siegt letztlich.
Ansonsten stimme ich unserm August zu ... >>Die Existenz Gottes ist nicht davon abhängig, ob sie von uns geglaubt wird oder nicht. Gott wäre nicht Gott, wäre ER nicht größer als alles, was wir von IHM denken.<<

Liebe Grüße

Gaby (die heute etwas "grippig" ist *schneuz :? )

Gaby

#57 Beitrag von Gaby » 13.03.2009, 08:57

>>Interessanter – und allemal schwerer zu beantworten - erscheint mir die Frage: Wozu braucht ER uns? <<

Gute Frage - nächste Frage?

Nun, würde er uns nicht "brauchen", warum hat er uns dann geschaffen?
;-)

Liebe Grüße

Gaby

agape

#58 Beitrag von agape » 13.03.2009, 10:10

Lobo hat geschrieben:
Hannes hat geschrieben:...ist Dir schon einmal aufgefallen, dass nahezu alle Trostworte nicht von Gott kommen, sondern von Mensch zu Mensch...
Hallo Hannes,
ja, und wie wurde es uns gelehrt: Gott bedient sich eines sprechenden Mundes.
Da kommt dann das nächste schwierige Kapitel: wer spricht aus göttlicher Berufung?
Gruß
Lobo
Wer Trost braucht und wirkliche Trostworte von/durch einen Menschen empfängt, fragt den Tröster nicht nach dessen Legitimation oder göttlicher Berufung.
Wahrscheinlich bedankt man sich doch bei Gott, dass er dem (Schwer-)Verletzten einen "Engel" gesandt hat....

Lieben Gruß,
agape

autor

#59 Beitrag von autor » 13.03.2009, 16:17

Liebe „tergram“

ich wäre an einer öffentlichen Einlassung deinerseits zu den an dich gerichteten Beiträgen bzw. an einer Stellungnahme zur Entwicklung des Diskussionsfadens ernsthaft interessiert. Sind dir hierzu nur Auslassungen statt Einlassungen möglich, so erlaube auch ich mir, an dich eine Frage zu richten: Was stellst du dir vor, wenn du „Gott“ sagst?

Grüße,

a.

shalom

#60 Beitrag von shalom » 13.03.2009, 20:31

autor hat geschrieben:Kleine Ein-Sicht

Ich kannte einmal einen Gott.

Ich kannte einmal einen Gott, von dem ich wusste, dass er die Welt lenkt.

Ich kannte einmal einen Gott, von dem ich wusste, dass er auch mich den ganzen Tag begleitet.

Ich kannte einmal einen Gott, von dem ich wusste, dass er meine Zukunft, mein Leben in der Hand hält.

Ich kannte einmal einen Gott, von dem ich wusste, dass er will, dass ich an ihn glaube, dass ich seinen Willen erkennen und tun soll.

Ich kannte einmal einen Gott, von dem ich wusste, dass er alles für mich zum Besten lenken wird, wenn ich ihm nahe bin.

Ich kannte einmal einen Gott, der mich kennt.



Für mich hat sich dieser Gott in ein großes Alles und Nichts verflüchtigt. Dieses große Geheimnis:

lenkt nicht,

begleitet mich nicht,

hält mich nicht,

braucht keinen Glauben,

lässt keine Nähe zu.

Ein Geheimnis kann man nicht kennen.

Das große Geheimnis kennt mich nicht.

Nachtrag:
Also das ist ja unglaublich, was man alles so beim Schreiben über sich rausfinden kann. Hm. Vielleicht begegne ich mal wieder dem "alten Gott". Kommt wahrscheinlich auf die Menschen an, die mir begegnen.
Werter autor,

das konnte ich mir nun doch nicht verkneifen: [->ALDE GOTT … - Sekte - …] :wink: .

Beim Lesen dieses interessanten threads dachte ich an „Dienen&Führen“ a la neuapostolische Apostel. Die vertikalen, einbahnstraßenartigen Strukturen und das andauernde Hineinregieren in die banalsten Dinge des täglichen Lebens geben mir die Ahnung was passiert, wenn „Delegation“ und „Eigenverantwortung“ nur auf dem geduldigen Papier steht oder – wie in der mitteldeutschen NaK-NS – als schlüssige „Vision“ etabliert werden soll (und nicht als vorgelebte theologische eigene Kompetenz).

Gestatten Sie mir, Ihre „kleine Einsicht“ – die mir gefällt –, noch aus einer etwas anderen Perspektive zu betrachten. Delegierte Eigenverantwortung bedeutet für mich, dass eben gerade nicht von oben nach unten durchregiert wird. Im Gleichnis vom barmherzigen Samariter wird z. B. für mich glaubbar, was es bedeutet, einen „verflüchtigten Gott“ in seinem indirekten Wirken erleben zu dürfen. Aus dem Märchen H. Hesses von den Feldteufen aus Theben wird für mich glaubbar was Antworten ohne Fragen anrichten können. Und dann sind da noch die glaubbaren „dunklen Seiten Gottes“… .

Ihnen einen lieben Gruß – und shalom

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