...und alle zusammen haben sich 1960 schrecklich über den lieben Gott geärgert - lässt der doch einfach in unkommunizierter Planänderung den J.G. Bischoff sterben. Sowas aber auch. Wirklich ärgerlich!
Satiremodus aus.
Wertes reh,
mit diesen neuapostolischen Schlagwörtern ('Ärger ist der Totengräber unseres Glaubens' etc.) kann und will ich nichts mehr anfangen. Sie haben - gedankenlos und immer wieder gern benutzt - dazu geführt, dass die Schafe das sind, was sie nach Meinung der Hirten am besten sein und bleiben sein sollten: Schafe.
Natürlich macht es wenig Sinn, sich über Unabänderliches zu ärgern oder sich jahrelang mit dem Ärger über die Fehler der Mitmenschen aufzuhalten. Da, wo anfänglicher Ärger aber dazu führt, dass man ungute Dinge und Zustände klar benennt und sie dann aktiv angeht, statt sie passiv zu erdulden - da ist der Ärger kein Totengräber, sondern quasi ein "Geburtshelfer". Auch für den Glauben.
Zurück zu deinem Eingangsbeitrag und der Frage nach der Alltagstauglichkeit des hehren Satzes "Einer achte den anderen höher als sich selbst":
Reh, ich weiss es nicht: Dieser Satz ist für mich ähnlich hoch aufgehängt, wie "Liebet eure Feinde". Ich habe schon genug damit zu tun, meine Freunde zu lieben... und die haben wahrscheinlich ihre Probleme, mich mit meinen Fehlern immer vorbehaltos zu lieben (zum Glück sagen sie mir das nicht...). Von meinen Feinden will ich da erst gar nicht sprechen. Nein, ich liebe meine Feinde nicht. Ich tue auch nicht denen wohl, die mich hassen. Die können froh sein, wenn ich ihnen den Hass nicht vergelte. Mehr haben sie von mir nicht zu erwarten.
Schau die die Seligpreisungen der Bergpredigt an und frage dich, ob man damit einigermaßen unbeschadet durch unser alltägliches Leben unter den Bedingungen des 21. Jahrhunderts kommt: Selig sind die Sanftmütigen und Friedfertigen? Wohl eher nicht... "Selig" mag im Himmel sein, aber auf dieser Erde gehören sie zu den Verlierern der globalisierten und auf Gewinnmaximierung ausgerichteten Welt. Mit der praktizierten Bergpredigt bist du in dieser Welt am untersten Ende der Hackordnung und das Ende der 'Nahrungskette'. Ich vermute, das war auch in anderen Zeiten nicht wesentlich anders. Weil wir Menschen nicht so sind, wie wir sein sollten.
Trotzdem bleibt für Christen der Anspruch bestehen. Und beschert oft Konflikte. Vermutlich kann diese Konflikte aber kein Forum der Welt lösen. Ich auch nicht. Und du?
Liebe Grüße, t.